Z I M «DRGs und verwandte PCS» (Version 1.24) Kapitel G |
März 2000
Letzte Änderung: 02.05.2000 |
G
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Wolfram Fischer
Zentrum für Informatik und wirtschaftliche Medizin
CH-9116 Wolfertswil SG
(Schweiz)
http://www.fischer-zim.ch/
Kapitel
G aus:
Diagnosis Related Groups (DRGs) und verwandte Patientenklassifikationssysteme
Kurzbeschreibungen und Beurteilung
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Inhaltsverzeichnis |
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G | Vorschläge | 1 | |||||||
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G.1 | Vorschläge zur Auswahl eines existierenden Systems | 2 | |||||||
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G.2 | Vorschläge zur Übernahme von Elementen aus verschiedenen Systemen | 14 | |||||||
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G.2.1 | Dimensionalisierung | 15 | |||||||
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G.2.1.A | Klassifikationsdimensionen | 19 | |||||||
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G.2.1.B | Patientenzustand | 29 | |||||||
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G.2.1.C | Behandlungsziele | 42 | |||||||
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G.2.1.D | Behandlung | 44 | |||||||
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G.2.1.E | Behandlungsresultate | 58 | |||||||
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G.2.2 | Vorschläge in Kurzform | 61 |
G |
Vorschläge |
1 |
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G.1 |
Vorschläge zur Auswahl eines existierenden Systems |
2 |
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1 Vgl. Fischer [DRGs im Vergleich, 1999]: 92–95. |
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Synopsis von Basisfallgruppen |
Als Entscheidungsgrundlage für die Wahl eines DRG-Systems sollte eine Synopsis der in den verschiedenen Patientenklassifikationssystemen definierten Basisfallgruppen erstellt und mit den medizinischen Fachgesellschaften diskutiert werden.1 [Tafel 1] |
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Es sollte themenweise und detailliert überprüft werden, welche Patientengruppen in welchem Differenzierungsgrad auf der Stufe der Basisfallgruppen und auf der Stufe der verfeinerten Behandlungsfallgruppen in den einzelnen Systemen definiert sind. |
4 | |||
Eine alternative Form einer Synopsis könnte darin bestehen, dass die Behandlungsfallgruppen einzelner Systeme in Relation zu einem Basissystem dargestellt werden. Ein System, das sich als Basissystem eignen könnte, ist «Disease Staging». |
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Systemvorschlag |
Wenn ich gleich heute ein System vorschlagen müsste als Ausgangspunkt für eine landeseigene Entwicklung, dann würde ich als Erstes das AR-DRG-System aus Australien in Betracht ziehen, da es gut formalisiert und dadurch – trotz seiner Komplexität – einigermassen transparent und relativ flexibel ist. Im AR-DRG-System wurden interessante Lösungsansätze zur Schweregraddifferenzierung implementiert. Ich würde das System aber eher nicht in der Originalform verwenden, sondern als Patientenklassifikationssystem mit einer durchgehenden, mehrstufigen CC-Unterteilung. Dazu sind die Basis-AR-DRGs zusammen mit einer durchgehenden Differenzierung nach PCCL-Stufen zu verwenden. Vor einem solchen Entscheid sollten die Basis-AR-DRGs synoptisch mit den Basisfallgruppen aus anderen Systemen verglichen werden, insbesondere mit jenen aus dem IAP-DRG-System und aus dem GHM-System (vgl. oben). |
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Variante |
Als Variante zu den Basisfallgruppen des AR-DRG-System könnten auch die HDG- und MEL-Gruppen – die Basisfallgruppen des LDF-Systems – als Ausgangspunkt verwendet werden. |
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Tafel 1: |
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Tafel 2: |
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Kostengewichtung |
Die Aufteilung der Kostengewichte in Leistungs- und Tageskomponente nach dem Modell des LDF-Systems und – evtl. zusätzlich – die Auslagerung der IPS-Aufenthalte würde die Verlagerung des finanziellen Risikos von den Krankenkassen zu den Krankenhäusern, welche mit der Einführung eines DRG-orientieren Vergütungssystems bezweckt wird, etwas abfedern. |
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EfP-Ansatz |
Der vielversprechende EfP-Ansatz aus dem GHM-Projekt sollte im Auge behalten werden. (Bei diesem Ansatz werden einem Behandlungsfall mehrere Basis-GHMs, aber nur ein einziges Kostengewicht zugewiesen.) Er könnte leicht auch auf die Basisfallgruppen eines anderen Systems übertragen werden. |
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2 Bei der Verwendung des EfP-Ansatzes relativiert sich diese Forderung, da dann zu einem Behandlungsfall mehrere Behandlungsfallgruppen generiert werden, aus denen das Fallkostengewicht errechnet wird. |
Ausgangsdaten |
Voraussetzungen für den Aufbau einer sinnvollen Schweregraddifferenzierung sind eine vollständige und korrekte Codierung der Behandlungsfälle und die Verfügbarkeit von ausreichenden Mengen an Kostendaten auf Fallebene, die jährlich aktualisiert werden. Im Zusammenhang mit der Codierung ist die Definition der Hauptdiagnose präziser zu formulieren.2 |
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Falldefinition |
Die Definition des «Falles» inkl. der Verlegungs-Problematik muss ebenfalls eingehend überprüft werden. |
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G.2 |
Vorschläge zur Übernahme von Elementen aus verschiedenen Systemen |
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G.2.1 |
Dimensionalisierung |
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Modularer Ansatz |
Angesichts der Tatsache, dass die vielen entstandenen DRG-Systeme nach wie vor eine mangelnde kostenmässige Homogenität aufweisen und dass deren Entwicklung noch nicht abgeschlossen ist, ist bei einer Wahl darauf zu achten, dass das System in flexibler Weise veränderbar ist. Der beste Ansatz, um flexible Systeme aufzubauen, ist die Verwendung von Dimensionen (Achsen), die voneinander unabhängig definiert werden können. |
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Aus diesem Grund ist ein modularisierter Ansatz, nach welchem die erfolg- und konsensversprechendsten Elemente von vorhandenen Systemen zusammengestellt und miteinander verbunden werden, empfehlenswerter, als ein einziges System auszuwählen. |
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Dazu sind die Patientenklassifikationssysteme
im Hinblick auf die von ihnen abgebildeten Dimensionen zu analysieren.
Aus der Vielzahl der verwendeten
und der zur Verfügung stehenden Dimensionen sind
jene zu wählen, die klinisch bedeutungsvoll sind
und von denen erwartet wird, dass sie kostenmässig relevant sind.
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G.2.1.A |
Klassifikationsdimensionen |
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3 Primäre Probleme rechtfertigen den Krankenhausaufenthalt. Sekundäre Probleme sind zusätzliche Probleme, die den Behandlungsaufwand erhöhen. – Vgl. Fischer [PCS, 1997]: 41. 4 Das Gesundungspotenzial ist der bei optimaler Behandlung erreichbare Gesundheitszustand. – Fischer [PCS, 1997]: 34. 5 Behandlungsziele lassen sich beschreiben als angestrebte Veränderung des Patientenzustandes. |
- |
Grundsätzlich sind bei der Konstruktion von Patientenklassifikationssystemen folgende wesentliche Klassifikationsdimensionen zu beachten [Tafel 3]:
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Weitere Dimensionen wie «Beherbergungsart» («allgemein», «halbprivat», «privat») oder «Lehre und Forschung» sind hier nicht aufgeführt, da sie nicht Teile eines Patientenklassifikationssystems sein sollten, sondern Elemente des Vergütungsmodelles. |
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Tafel 3: Klassifikationsdimensionen |
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Quelle: Fischer [DRG+Pflege, 2002]: 84. |
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Auswahl von Dimensionen |
Bei der Auswahl von Dimensionen muss entschieden werden: [Tafeln 4 und 5]:
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Tafel 4: |
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Quelle: Fischer [DRG-Systeme, 2000]: 149. |
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6 Im GHM-System wurde die Dimension «Aufenthaltsart» über die Hauptkategorie «CM 24» (Ein-Tages-Fälle) in die GHM-Hierarchie eingebunden. 7 Manche dieser Dimensionen könnten prinzipiell nachträglich hinzugefügt und additiv oder als Zuschlag gewichtet werden. |
Beispiel: DRG-Systeme |
In den meisten DRG-Systemen sind die Behandlungsfallgruppen als Liste von Kategorien angeordnet. Einem Behandlungsfall wird jeweils nur genau eine dieser Behandlungsfallgruppen zugeordnet. Die Liste ist teilweise hierarchisch strukturiert und basiert auf Inhalten von mehreren Dimensionen. Verwendet wurden hauptsächlich: Diagnostische oder prozedurale Basisfallgruppen (mit Separarierung der tracheostomierten Fälle), Schweregradeinstufung der Nebendiagnosen (CC-Stufen) und Altersstufen. Die Dimension «Aufenthaltsart» weist bei den DRG-Systemen gewöhnlich nur eine Ausprägung auf, nämlich «stationär».6 Als Behandlungssektor gelten die Behandlungen im Akut-Krankenhaus. Andere Dimensionen wie «sekundäre Probleme» Entlassungsdestination, Stadium der Krankheit, Behandlungsziele, Notfallaufnahme, . . . wurden weggelassen.7 – Die Dimensionen wurden also selektiert, dann hierarchisiert und mit einer nominalen Skala versehen. Jede Behandlungsfallgruppe erhält genau ein Kostengewicht. Die Berechnung erfolgt in den verschiedenen Ländern auf unterschiedliche Weise. Eine Verrechnung mit anderen Kostengewichten für den gleichen Behandlungsfall ist nur dann nötig, wenn weitere Dimensionen verwendet werden. |
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Tafel 5: |
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Quelle: Fischer [DRG-Systeme, 2000]: 150. |
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G.2.1.B |
Patientenzustand |
29 |
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Basisfallgruppen |
Die zentrale Dimension von etablierten Patientenklassifikationssystemen ist eine – oft kombinierte – Liste der diagnostischen und prozeduralen Basisfallgruppen. |
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Es ist ein System zu wählen, dessen Behandlungsfallgruppen auf Basisfallgruppen zurückgeführt werden können.8 |
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Diagnostische und prozedurale Basisfallgruppen |
DRG-Systeme sehen keine zweidimensionale Gruppierung in diagnostische und in prozedurale Behandlungsfallgruppen vor. Trotzdem ist es denkbar, zu jeder prozeduralen Behandlungsfallgruppe auch eine diagnostische Behandlungsfallgruppe zu erzeugen, indem die Verarbeitung der Austrittsdaten einmal mit und einmal ohne Prozeduren-Codes geschieht. Die Basisfallgruppe auf der elementarsten Ebene kann erzeugt werden, wenn zur Gruppierung alle Codes ausser jener der Hauptdiagnose entfernt werden. |
32 | |||
Eine zweidimensionale Aufteilung in diagnostische und prozedurale Gruppen bringt den Vorteil mit sich, dass damit ein Ansatz für eine sektorenübergreifende Klassifikation vorhanden ist, denn die (elementare) diagnostische Basisfallgruppe wird über mehrere Behandlungsabschnitte konstant bleiben. |
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9 (In diese Richtung geht auch der EfP-Ansatz, der in Frankreich als alternative Implmentationsform des GHM-Systems getestet wird.) |
Schweregrad |
Der Schweregrad der Erkrankung kann – aufgrund der vorhandenen Daten – nur über die Diagnosen oder – indirekt – über die angewendeten Prozeduren abgebildet werden. Dabei stehen zwei Ansätze im Vordergrund:
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34 | ||
10 Beispiele: RDRG, APR-DRG, IAP-DRG. – Aus dem AR-DRG-System könnte die PCCL-Einstufung als separate Dimension verwendet werden. |
Nach Möglichkeit sollte die CC-Einstufung als separate Dimension geführt werden, was heisst, dass alle Basisfallgruppen durchgehend in eine gleiche Anzahl von CC-Stufen aufgeteilt werden können.10 Eine solche, durchgehende Aufteilung schafft eine besser akzeptierte klinische Homogenität. |
35 | |||
11 In diesem Zusammenhang könnte die Verwendung von ICIDH-2 oder FIM™ geprüft werden. – Vgl. WHO [ICIDH, 1995]; Granger et al. [FIM, 1995]. |
Sekundäre Probleme |
Währenddem primäre Probleme einen Krankenhausaufenthalt rechtfertigen, sind sekundäre Probleme zusätzliche Probleme, welche den Behandlungsaufwand erhöhen. Durch den Einbezug solcher Kriterien würde sich die Homogenität erhöhen. Dies ist aber nur möglich, wenn der Austrittsdatensatz entsprechend ergänzt wird und wenn eine geeignete Formalisierung eingeführt werden kann.11 Eine DRG-Implementation sollte von Studien zur Kostenrelevanz sekundärer Probleme begleitet werden. |
36 | ||
12 Vgl. Fischer [Pflegediagnosen, 1999/2001]. 13 Vgl. dazu auch: Werley et al. [NMDS, 1991]; Weber [NMDS, 1996] und das Schweizer Projekt «Nursing Data». |
Pflege |
Es gibt kostenrelevante (primäre und sekundäre) Probleme, welche mit ärztlichen Diagnosen schlecht oder nicht abgebildet werden können. Dazu gehören insbesondere Fähigkeitseinschränkungen und Probleme der Partizipation am Leben in Gemeinschaft und Gesellschaft.12 Es ist zu prüfen, in wie weit der Minimaldatensatz erweitert werden soll und dabei auf ergänzende Klassifikationen der Pflege und/oder der Rehabilitation zurückgegriffen werden müsste.13 |
37 | ||
Alter für Kinder |
Eine Aufteilung nach Alter ist vor allem zur Abgrenzung von pädiatrischen Patienten angebracht. Die Erfahrung mit DRG-Systemen zeigt, dass eine oder mehrere Grenzen für Rentner umso weniger nötig ist, je differenzierte die CC-Einstufung ist. |
38 | |||
14 Da das Geschlecht ohnehin erfasst wird, ist eine Auswertung nach Geschlecht trotzdem jederzeit möglich und könnte u. a. zur Validierung oder Falsifizierung der obigen Hypothese durchgeführt werden. |
Keine Aufteilung nach Geschlecht |
Bei der Gruppenzuteilung kann das Geschlecht zur Plausibilisierung der Eingangsdaten bei gynäkologischen und urologischen Diagnosen und Eingriffen dienen. Eine separate Auswertungs-Dimension für das Geschlecht zu erstellen, wird jedoch nicht als nötig erachtet, da dies – aus der Perspektive der Anwendung – aus klinischer Sicht nicht häufig und aus ökonomischer Sicht nur in Einzelfällen von Bedeutung ist.14 |
39 | ||
15 Gutes Beispiel der Zusammenfassung von differenzierten CC-Einstufungen aus ökonomischer Sicht: AR-DRG. |
Aggregation aus ökonomischer Sicht |
Die auf diese Weise ziemlich aufgefächerte Sicht sollte aggregiert werden können zu Behandlungsfallgruppen, welche möglichst kostenhomogen sind. Daraus entstehen Gruppen, die Zusammenfassungen z. T. über mehrere CC-Stufen und/oder andere Dimensionen sind.15 |
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Das Resultat ist ein Patientenklassifikationssystem mit mehreren ineinander abbildbaren Detaillierungsgraden:
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G.2.1.C |
Behandlungsziele |
42 |
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Eigentlich ist es klar, dass gesetzte Behandlungsziele die zu wählende Behandlung und damit die Aufwändigkeit eines Behandlungsfalles wesentlich beeinflussen. Trotzdem werden Behandlungsziele – auch in Patientenklassifikationssystemen für nicht akute Behandlungen – nicht als Klassifikationskriterien verwendet. Dies kann daran liegen, dass Behandlungsziele auf den ersten Blick nicht einfach formalisierbar sind. Wenn jedoch Behandlungsziele als Beschreibungen des anzustrebenden Gesundheitszustandes betrachtet werden, könnten sie mit den gleichen Codierungssystemen formalisiert werden, die zur Codierung des aktuellen Zustandes zur Verfügung stehen. Dies sind (skalierte) Codierungssysteme zur Codierung von ärztlichen und pflegerischen Zustandsbeschreibungen, z. B. ICIDH-2 oder FIM.16 |
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G.2.1.D |
Behandlung |
44 |
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IPS-Aufenthalte |
Es ist zu überprüfen, ob es notwendig ist, für IPS-Aufenthalte eine separate Dimension anzulegen, oder ob sie besser indirekt über eine differenzierte CC-Einstufung berücksichtigt werden sollten. Für stärker leistungs-orientierte Systeme ist eine separate IPS-Dimension geeignet; für stärker leistungsbedarfs-orientierte Systeme ist eine differenziertere CC-Einstufung sinnvoller. |
45 | ||
17 Im RDRG-System wurde deshalb auf eine Verfeinerung der entsprechenden Basis-RDRG verzichtet. |
Langzeitbeatmung |
Der Indikator «Langzeitbeatmung» (Tracheostomie) kann eventuell anstelle eine differenzierteren IPS-Klassifikation treten. Solcherart klassifizierte Fälle sind jedoch sehr inhomogen.17 |
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18 Gute Beispiele: LDF, PMC. – Schlechtes Beispiel: GHM (mehrere Behandlungen führen auf mehreren Abteilungen in einem einzigen Krankenhaus zu nicht klassierbaren Fällen). |
Mehrfachleistungen |
Die Unterdrückung von Mehrfachleistungen wird in den meisten DRG-Systemen angewandt. Damit werden jedoch falsche Anreize gesetzt, die zur unwirtschaftlichen Vermehrung von Fällen führen. Mehrfachleistungen müssen abgebildet werden können.18 Auch gewisse nicht-chirurgische Leistungen, wie Langzeitbeatmung, (z. B. rehabilitative) Therapien oder aufwändige diagnostische Massnahmen könnten als Mehrfachleistungen in ein Patientenklassifikationssystem einbezogen werden. |
47 | ||
Notfälle |
Die Frage nach der Einweisungsart – elektiv oder als Notfall – kann ebenfalls als separate Dimension geführt werden. Dies macht dann Sinn, wenn eine separate Vergütung (z. B. in Form eines Zuschlages) vorgesehen ist, oder wenn es wichtig ist, die Inanspruchnahme der Notfalldienste zu kennen. |
48 | |||
Aufenthaltsart |
Die Aufenthaltsart («stationär» usw.) sollte als separate Dimension geführt werden. |
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Falls das nicht so gemacht wird, müssen die Behandlungsfallgruppen laufend angepasst werden, um der Entwicklung von immer mehr ambulant durchführbaren Eingriffen und anderen Therapien zu folgen. Ausserdem stellt sich die Frage, in welchen Fällen eine unterschiedliche Tarifierung gerechtfertigt ist und wann nicht. Wenn die Aufenthaltsart als separate Dimension geführt wird, kann sie nach Bedarf ein- und ausgeblendet werden. |
50 | ||||
Entlassungdestination |
Die Entlassungsdestination kann eventuell als Indikator für die Intensität der Nachbetreuung benutzt werden. Patienten, die in eine andere Akutklinik, ins Pflegeheim oder in eine Rehabilitationsklinik entlassen werden, sind normalerweise weniger aufwändig als Patienten, die nach Hause entlassen werden. Bei einer rehabilitativen Weiterbehandlung spielt es ausserdem eine Rolle, ob es sich um eine Frührehabilitation handelt oder nicht. Je mehr die Abbildbarkeit von Mehrfachleistungen in Richtung therapeutischer Leistungen der postoperativen Phase ausgebaut wird, desto weniger besteht ein Bedarf nach einem Einbezug der Entlassungsdestination, da diese ja nur ein Indikator für die Leistungen dieser Behandlungsphase ist. |
51 | |||
19 Vgl. Fischer [PCS, 1997]: 55-61. |
Zeitliche Einheiten |
Von den übrigen Merkmalen hat wohl die zeitliche Strukturierung am meisten Einfluss auf die Homogenität einer Patientenklassifikation. Geeignete zeitliche Einheiten ermöglichen die Benutzung eines Patientenklassifikationssystems auch im Rahmen von Leistungserbringer-übergreifenden Anwendungen. Dazu bietet sich eine zweistufige Unterteilung an: Behandlungsabschnitte und Behandlungsphasen.19 |
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Behandlungsabschnitte sind Abschnitte in einem Behandlungsverlauf mit unterschiedlichen (kurzfristigen, primären) Behandlungszielen:
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Behandlungsphasen sind Elemente von Behandlungsabschnitten mit unterschiedlicher Behandlungsmethodik:
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Da es in diesem Text um Akutbehandlungen geht, ist der Behandlungsabschnitt festgelegt. |
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Bezüglich der Behandlungsphasen ist es insbesondere wichtig festzuhalten, ob die Diagnostik Teil des Behandlungsfalles ist und wie ausgedehnt die Nachbetreuung – im Anschluss an die Operation oder die Haupttherapie – ist. |
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Das Konzept von Mehrfachleistungen und eine zeitliche Strukturierung nach Behandlungsphasen sind in gewisser Weise komplementär: Je mehr die Abbildbarkeit von Mehrfachleistungen ausgebaut wird, d. h., je leistungsbezogener das System wird, desto weniger besteht ein Bedarf nach einer detaillierten zeitlichen Strukturierung. |
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G.2.1.E |
Behandlungsresultate |
58 |
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Grenzwerte für Ausreisser |
Es ist anzunehmen, dass es trotz der bisher erwähnten Massnahmen nötig bleiben wird, Grenzwerte für Ausreisser zu definieren. Behandlungsfälle ausserhalb der Grenzwerte gehören zwar weiterhin zur zugeordneten Behandlungsfallgruppe. Sie werden aber anders gewichtet. Um das finanzielle Risiko teurer Fälle nicht allzusehr auf das Krankenhaus zu überwälzen, sind Grenzwerte bezüglich der Verweildauern und der Kosten festzulegen. |
59 | ||
Qualitätsindikatoren |
Grundsätzlich sollten Qualitätsindikatoren nicht Element von Patientenklassifikationssystemen sein, da sie der Kontrolle dienen. Trotzdem kann es nützlich sein, ausgewählte Indikatoren zu benutzen. Insbesondere könnte die Information «ist eine/keine Wiederaufnahme» als separate Dimension für den Leistungsausweis und die Vergütung angebracht sein. |
60 |
G.2.2 |
Vorschläge in Kurzform |
61 |
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Hier folgt ein Kondensat der wichtigsten Vorschläge in konkretisierter Form: |
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Tafel 6: |
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Tafel 7: |
64 |
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Literaturverzeichnis |
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Fischer W. Patientenklassifikationssysteme zur Bildung von Behandlungsfallgruppen im stationären Bereich. Prinzipien und Beispiele. Bern und Wolfertswil (ZIM) 1997: 514 S. Auszüge: http:// www.fischer-zim.ch / studien / PCS-Buch-9701-Info.htm. | 65 | |||||||||||||||
Fischer W. Diagnosis Related Groups (DRGs) im Vergleich zu den Patientenklassifikationssystemen von Deutschland und Österreich. Eine problemzentrierte Diskussion von Patientenklassifikationssystemen für stationäre Akutbehandlungen im Hinblick auf deren Verwendung in Vergütungssystemen. Wolfertswil (ZIM) 1999: 155 S. Auszüge: http:// www.fischer-zim.ch / studien / DRGs-im-Vergleich-9901-Info.htm. | 66 | |||||||||||||||
Fischer W. Die Bedeutung von Pflegediagnosen in Gesundheitsökonomie und Gesundheitsstatistik. Erweitertes Manuskript zum Vortrag am Internationalen Kongress «Pflegediagnosen zwischen Wissenschaft, Management und Praxis» - Aarau, 28./29.1.1999. 2., erweiterte Auflage, Wolfertswil (ZIM) 1999: 43 S. Internet: http:// www.fischer-zim.ch / studien / Pflege-Diagnosen-9902-Info.htm. | 67 | |||||||||||||||
Fischer W. Die Bedeutung von Pflegediagnosen in Gesundheitsökonomie und Gesundheitsstatistik. 3., erweiterte Auflage, Wolfertswil (ZIM) 1999/2001: 47 S. Internet: http:// www.fischer-zim.ch / studien / Pflege-Diagnosen-9902-Info.htm. | 68 | |||||||||||||||
Fischer W. Diagnosis Related Groups (DRGs) und verwandte Patientenklassifikationssysteme. Kurzbeschreibungen und Beurteilung. Wolfertswil (ZIM) 2000: 181 S. Internet: http:// www.fischer-zim.ch / studien / DRG-Systeme-0003-Info.htm. | 69 | |||||||||||||||
Fischer W. Diagnosis Related Groups (DRGs) und Pflege. Grundlagen, Codierungssysteme, Integrationsmöglichkeiten. Bern (Huber) 2002: 472 S. Auszüge: http:// www.fischer-zim.ch / studien / DRG-Pflege-0112-Info.htm. | 70 | |||||||||||||||
Granger CV, Brownscheidle CM. Outcome Measurement in Medical Rehabilitation. In: International Journal of Technology Assessment in Health Care 1995(11)2: 262–268. | 71 | |||||||||||||||
Weber P. Les données minimales de soins infirmiers. In: Krankenpflege 1996: 13–17. | 72 | |||||||||||||||
Werley HH, Devine EC, Zorn CR, Ryan P, Westra BL. The Nursing Minimum Data Set. Abstraction Tool for Standardized, Comparable, Essential Data. In: American Journal of Public Health 1991(81)4: 421–426. | 73 | |||||||||||||||
WHO. ICIDH: International Classification of Impairments, Disabilities, and Handicaps. Teil 1: Die ICIDH - Bedeutung und Perspektiven; Teil 2: Internationale Klassifikation der Schädigungen, Fähigkeitsstörungen und Beeinträchtigungen - Ein Handbuch zur Klassifikation der Folgeerscheinungen der Erkrankung. Berlin Wiesbaden (Ullstein Mosby) 1995: 413 S. | 74 |
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( Letztmals generiert:
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