Fischer: Funktionaler Selbständigkeitsindex (FIM) und Zusatzkriterien des FAM.

Z I M - Notiz FIM+FAM Nov. 1997
Letzte Ergänzung: Mai 2006


Funktionaler Selbständigkeitsindex (FIM)
und Zusatzkriterien des FAM

Wolfram Fischer

Zentrum für Informatik und wirtschaftliche Medizin
CH-9116 Wolfertswil SG (Schweiz)
http://www.fischer-zim.ch/


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 •  Zusatzkriterien des FAM
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Kurzbeschreibung des FIM

Mit dem Instrument FIM™ (Functional Independence Measure) werden funktionelle Einschränkungen von Patienten anhand von 18 Merkmalen gemessen. Dabei wird eine für alle Merkmale einheitliche Skala mit 7 Ausprägungen angewandt. [FIM] [FIM-Manual/d]

Der FIM liefert einen Index zwischen 18 und 126. Wenn eine mehrmalige Messung erfolgt - z.B. bei Eintritt und bei Austritt - kann die Veränderung in FIM-Punkten berechnet werden. In den USA gibt es Auswertungen, in welchen die Behandlungs-"Effizienz" gemessen als FIM-Punkte-Veränderungen pro Tag oder pro Woche berechnet werden. Bei den am FIM-Programm der USA im Jahre 1993 beteiligten Kliniken betrug der durchschnittliche Gewinn an FIM-Punkten pro Behandlungswoche sieben Punkte (1990 waren es noch 5.8 Punkte). [UDSmr/93] Eine solche Auswertung ist insofern etwas gefährlich, als erwiesen ist, dass die (rohe1) FIM-Skala nicht linear ist. Somit dürfen die FIM-Punkte nicht einfach addiert werden.2 Im weiteren muss beachtet werden, dass nicht nur die Therapie zum Ergebnis beiträgt, sondern auch die Effekte von Spontanremission (spontanes Verschwinden von Krankheitserscheinungen). [ICIDH+FIM]


1 Die rohe FIM-Skala ("FIM rating", "FIM raw score" oder einfach "FIM score") ist ordinal. Es gibt auch zwei intervallskalierte FIM-Masse ("FIM measures"): Ein motorisches FIM-Mass und ein kognitives FIM-Mass; vgl. [FIM/Rasch].

2 Eine Verbesserung von 10 rohen FIM-Punkten an einem der Enden der motorischen FIM-Skala (also bei relativ selbständigen bzw. bei sehr unselbständigen Patienten) im Vergleich zu einer 10- Punkte-Veränderung im mittleren Bereich ist auf dem intervallskalierten FIM-Mass viermal stärker. Dies zeigt sich auch an den ungleich grösseren therapeutischen Anstrengungen, die bei Patienten in den Endbereichen für jeden FIM-Punkt investiert werden müssen. Vgl. [FIM/Structure]:130.

 
 

Für Kinder im Alter von sechs Monaten bis sieben Jahren gibt es eine eigene FIM-Variante: den WeeFIMSM.

Der FIM wurde in Amerika unter der Leitung von C. Granger entwickelt und wird im "Uniformed Data System for Medical Rehabilitation (UDSmr)" seit 1990 verwendet. [UDSmr/93]

Die Internationale Vereinigung für Assessment in der Rehabilitation (IVAR) hat 1997 ein FIM-Manual in deutscher Sprache herausgegeben. [FIM-Manual/d]

In der Schweiz wird der FIM von der Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft für Rehabilitation (SAR) in den Rehabilitationskliniken zur Anwendung empfohlen, weil damit eine gemeinsame Sprache vorhanden sei, die einen Erfolgsnachweis ermöglicht. - Die TAR-Patientenklassifikation baut auf dem FIM auf.

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FIM-Items

 
 
MOTORISCHE ITEMS Summierte Bewertung:
13 bis 91 Punkte
A Selbstversorgung Essen / Trinken 1 bis 7
B Körperpflege 1 bis 7
C Baden / Duschen / Waschen 1 bis 7
D Ankleiden oben 1 bis 7
E Ankleiden unten 1 bis 7
F Intimhygiene 1 bis 7
G Kontinenz Blasenkontrolle 1 bis 7
H Darmkontrolle 1 bis 7
I Transfers Bett / Stuhl / Rollstuhl 1 bis 7
J Toilettensitz 1 bis 7
K Dusche / Badewanne 1 bis 7
L Fortbewegung Gehen / Rollstuhl 1 bis 7
M Treppensteigen 1 bis 7
KOGNITIVE ITEMS Summierte Bewertung:
5 bis 35 Punkte
N Kommunikation Verstehen 1 bis 7
O Ausdruck (sich verständlich machen) 1 bis 7
P Soziales Soziales Verhalten 1 bis 7
Q Problemlösungsfähigkeit 1 bis 7
R Gedächtnis 1 bis 7

Abb. 1: FIM-Items

 
 

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FIM-Bewertungsskala

 
 
Keine Hilfspersonen erforderlich
7 Völlige Selbständigkeit
6 Eingeschränkte Selbständigkeit (Hilfsvorrichtung oder Sicherheitsbedenken)
Eingeschränkte Unselbständigkeit
5 Supervision oder Vorbereitung
4 Kontakthilfe
3 Mässige Hilfestellung
Völlige Unselbständigkeit
2 Ausgeprägte Hilfestellung
1 Totale Hilfestellung

Abb. 2: FIM-Bewertungsskala

 
 

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Zusatzkriterien des FAM

Der FAM (Functional Assessment Measure) ist eine FIM-Erweiterung. Sie wurde hauptsächlich für hirnverletzte Patienten entwickelt. Sie umfasst 12 Merkmale, die zusätzlich zum FIM erfasst werden. Dadurch ergeben sich insgesamt 30 Merkmale. [DRS+FIM+FAM] [FIM+FAM/UK]

Der FAM ist in Amerika vor allem deshalb interessant, weil der FIM für Reha-Kliniken vorgeschrieben ist, aber gewisse Bereiche zu wenig umfassend abdeckt, so Teile des kognitiven Bereichs, des Verhaltens, der Kommunikation und Beeinträchtigungen beim Leben in der Gemeinde.

Die FAM Merkmale betreffen insbesondere kognitive und psychosoziale Aspekte:  
 

MOTORISCHE ITEMS
A Selbstversorgung Essen / Trinken
B Körperpflege
C Baden / Duschen / Waschen
D Ankleiden oben
E Ankleiden unten
F Toilette
+ Schlucken
G Kontinenz Blasenkontrolle
H Darmkontrolle
I Mobilität Bett / Stuhl / Rollstuhl
J Toilettensitz
K Dusche / Badewanne
+ Transfer ins / aus dem Auto
L Gehen / Rollstuhl
M Treppensteigen
+ Mobilität in der Wohngemeinde
KOGNITIVE ITEMS
N Kommunikation Verstehen
O Ausdruck (sich verständlich machen)
+ Lesen
+ Schreiben
+ Sprachverständnis
P Psychsoziale Anpassung Soziales Verhalten
+ Emotionaler Zustand
+ Anpassungsfähigkeit bezüglich Einschränkungen
+ Anstellbarkeit (Arbeit)
Q Kognitive Funktionen Problemlösungsfähigkeit
R Gedächtnis
+ Orientierung
+ Aufmerksamkeit
+ Sicherheitsbeurteilung

Abb. 3: FIM-Items mit Zusatzkriterien des FAM

 
 

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Literaturhinweise

Literatur zu FIM und FAM

[FIM] Granger CV, Brownscheidle CM: Outcome Measurement in Medical Rehabilitation. In: International Journal of Technology Assessement in Health Care 1995(11)2:262-268.

[FIM-Manual/d] Internationale Vereinigung für Assessment in der Rehabilitation (IVAR) [Hrsg.]: FIM - Funktionale Selbständigkeitsmessung. Manual. Version 1. Straubing 1997 (IVAR).
Vgl. auch:

Schulz H. FIM Manual. Messung der Funktionalen Selbständigkeit (Functional Independence Measure). Meerbusch 2002: 48 S. Internet: http:// www.fim-pflegeplanung.de / PDF / PI _ Kitteltaschenbuch _ 2004.pdf.

[DRS+FIM+FAM] Hall KM, Hamilton BB, Gordon WA, Zasler ND: Characteristics and Comparisons of Functional Assessment Indices: Disabilty Rating Scale, Functional Independence Measure, Functional Assessment Measure. In: J Head Trauma Rehabil 1993/2:60-74.

[FIM+FAM/UK] Turner-Stokes L, Nyein K, Turner-Stokes T, Gatehouse C: The UK FIM+FAM: Development and Evaluation. Functional Assessment Measure. In: Clin Rehabil 1999(13)4: 277-287.

[FIM/Rasch] Granger CV, Hamilton BB, Linacre JM, Heinemann AW, Wright BD: Performance Profiles of the Functional Independence Measure. In: Am J Phys Med Rehabil 1993(72):84-89.

[FIM/Model] Wright BD, Linacre JM, Heinemann AW: Measuring Functional Status in Rehabilitation. In: Phys Med Rehabil Clinics of North America 1993/4:475-491.

[FIM/Structure] Linacre JM, Heinemann AW, Wright BD, Granger CV, Hamilton BB: The Structure and Stability of the Functional Independence Measure. In: Arch Phys Med Rehabil 1994(75):127-132.

[UDSmr/93] Granger CV, Ottenbacher KJ, Fiedler RC: The Uniform Data System for Medical Rehabilitation. Report of First Admissions for 1993. In: American Journal of Physical Medicine & Rehabilitation 1995(74)1:62-66.

[ICIDH+FIM] Frommelt P, de Langen EG: ICIDH und Funktionaler Selbständigkeitsindex (FIM). In: [ICIDH]:125-142.

[ICIDH] WHO: ICIDH: International Classification of Impairments, Disabilities, and Handicaps;
Teil 1: Die ICIDH - Bedeutung und Perspektiven;
Teil 2: Internationale Klassifikation der Schädigungen, Fähigkeitsstörungen und Beeinträchtigungen
- Ein Handbuch zur Klassifikation der Folgeerscheinungen der Erkrankung
. Berlin Wiesbaden 1995 (Ullstein Mosby).

Externe Literaturlisten:
http:// www.tbims.org / combi / FIM / fimref.html
http:// www.tbims.org / combi / FAM / famref.html

Literatur zu Patientenklassifikationssystemen, die den FIM verwenden

[FIM-FRG 1.1/a] Stineman M, Escarce JJ, Goin JE, Hamilton BB, Granger CV, Williams SV: Case-Mix Classification System for Medical Rehabilitation. Medical Care 1994(32)4:366-379.

[FIM-FRG 1.1/b] Stineman MG, Hamilton BB, Granger CV, Goin JE, Escarce JJ, Williams SV: Four methodes for characterizing disability in the formation of function related groups. Arch-Phys-Med-Rehabil 1994(75)12:1277-1283.

[FIM-FRG 2] Stineman MG, Tassoni CJ, Escarce JJ, Goin JE, Granger GV, Fiedler RC, Williams SV: Development of Functional Related Groups Version 2.0: A Classification System for Medical Rehabilitation. Health Services Research 1997(32)4:529-548.

[TAR-PCS/a] Fischer W, Blanco J, Mäder M, Zangger P, Conti FM, Bapst L, Huwiler B: Patientenklassifikation in der Rehabilitation - Das neue TAR-Projekt. KSK-aktuell 1998/4:60-62.

[TAR-PCS/b] Fischer W, Blanco J, Mäder M, Zangger P, Conti FM, Bapst L, Huwiler B: Die neue TAR-Patientenklassifikation für Reha-Kliniken. Schweizer Spital 1998(62)5:23-25.

[EPR] Bartelt G, Lenz M: Evaluation von Patientenklassifikationssystemen im Bereich Rehabilitation (EPR) - Schlussbericht. Zürich 1999 (Gesundheitsdirektion des Kantons Zürich, Projekt LORAS): 63 S. ISBN 3-906157-08-3.  
 
Ergänzung: «FIM™ instrument» (November 2000)

Der Organisation «Uniform Data System for Medical Rehabilitation» (UDSmr) ist es wichtig, dass der Funktionale Selbständigkeitsindex mindestens beim ersten Auftreten des Begriffes im Text als «FIM™ instrument» referenziert wird. Mit der jetzigen Fassung dieses Textes ist dieser Forderung Genüge getan.

Auf die Anfrage, was das «FIM™ instrument» genau umfasse, folgte die Antwort, dass es sich dabei nur um die 18 FIM-Items und die zugehörige Skala mit 7 Stufen handelt. (Originalantwort vom 27.10.2000: “The FIM instrument alone consists only of the 18-item, 7-level scoring system and nothing else.”)

Bei UDSmr kann zu Forschungszwecken eine limitierte Lizenz des Instrumentes FIM™ samt Wegleitung für $150 zusätzlich Versandkosten erworben werden. Der Titel der Wegleitung lautet:
Guide for the Uniform Data Set for Medical Rehabilitation (including the FIM™ instrument), Version 5.1 Buffalo, NY 14214: University at Buffalo; 1997.

Zur Beurteilung der Fähigkeitseinschränkungen von Kindern ist auch verfügbar:
WeeFIM SystemSM Clinical Guide: Version 5. Buffalo, NY 14214: University at Buffalo; 1997.  
 
Ergänzung: Literaturlisten (Juli 2001 / Mai 2006)

Eine Literaturliste mit Publikationen aus den Jahren 1986 bis 1998 zum Instrument FIM™ ist zu finden unter http:// www.tbims.org / combi / FIM / fimref.html.

Eine Literaturliste zum FAM (1992 – 1999) gibt es unter http:// www.tbims.org / combi / FAM / famref.html.  
 
Ergänzung: FIM als Teil des IRF PPS (April 2003)

Die FIM-Wegleitung ist im Internet zu finden als Teil von:

Die Anwendung der davon abgeleiteten «Inpatient Rehabilitation Facility Casemix Groups» (IRF CMG) ist festgehalten in:

Ein Kommentar dazu ist zu finden in:

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Literaturhinweis:
Ergänzende Informationen zu diesem Thema finden Sie in:
-  Fischer: Patientenklassifikationssysteme, S. 125 f. (ISBN 978-3-9521232-2-5)
-  Fischer: DRGs und Pflege, S. 225–227. (ISBN 978-3-456-83576-1)
-  Fischer et al.: Das TAR-System und andere Patientenklassifikationssysteme für die Rehabilitation, S. 1–89. (ISBN 978-3-905764-02-4)

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Fundstelle = http://www.fischer-zim.ch/notizen/FIM-FAM-9711.htm
( Letztmals generiert: 06.01.2012 )