Z I M - Artikel SGMI-Bulletin Nr. 42, Nov. 1999: S. 20-24 |
Sept. 1999
Letzte Änderung: 27.11.2007 |
3M vergrössert die DRG-Familie:
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Wolfram Fischer
Zentrum für Informatik und wirtschaftliche Medizin
CH-9116 Wolfertswil SG
(Schweiz)
http://www.fischer-zim.ch/
Zur Präsentation der 3M an der PCS/E-Konferenz im Sept. 1999 in Odense
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1 | Überblick | ||||||||||||||||||||||||||||||
Noch in diesem Jahr soll die erste Ausgabe des neuen IAP-DRG-Systems fertig werden. Es handelt sich dabei um ein weiteres, von der Firma 3M entwickeltes, kommerzielles DRG-System. | |||||||||||||||||||||||||||||||
APR-DRG-basiert | Dieses als "international" bezeichnete DRG-System wurde als eine vereinfachte Version des APR-DRG-Systems deklariert. Es beinhaltet 348 Basis-DRGs und 2 Gruppen für Fälle mit ungültigen Codes. | ||||||||||||||||||||||||||||||
3 Subgruppen |
Jede Basis-IAP-DRG ist nach der Ressourcenintensität der
Begleiterkrankungen in 3 Subgruppen unterteilt:
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1'046 IAP-DRGs |
Insgesamt gibt es somit 1'046 Patientengruppen
(348 x 3 + 2 = 1'046).
Diese Zahl ist vergleichbar mit den 1142 Gruppen der an der Yale Universität 1989 entwickelten RDRGs. Im RDRG-Projekt wurden die medizinischen DRGs ebenfalls in 3 Subgruppen unterteilt. Für die chirurgischen DRGs wurden 4 Subgruppen definiert. | ||||||||||||||||||||||||||||||
Abb. 1: Hierarchiestufen IAP-DRG | |||||||||||||||||||||||||||||||
"International" | Die Abkürzung IAP-DRG steht für "International All Patient Diagnosis Related Groups". Das Wort "International" hat dabei nichts mit der Tatsache zu tun, dass es sich um eine amerikanische Entwicklung handelt, sondern will darauf hinweisen, dass 3M vor allem ausseramerikanische Anwender, insbesondere europäische Anwender ansprechen will. Um dies tun zu können, plant 3M die Entwicklung verschiedener sogenannter "Native Grouper". Dies sind Gruppierungsprogramme, welche in der Lage sind, direkt ab den im Anwenderland eingesetzten Diagnose- und Operationscodes DRGs zu erzeugen. | ||||||||||||||||||||||||||||||
Entwicklungs-Datenbasis: 5.1 Mio. Fälle | Im Weiteren hat 3M an der Präsentation im Rahmen der PCS/E-Konferenz in Odense im September 1999 hervorgehoben, dass nicht nur 4'900'000 Fälle aus der amerikanischen Datenbasis HCUP verwendet wurden, um die Gruppeneinteilung zu konstruieren, sondern auch 120'000 Fälle aus Italien, 46'000 aus Spanien und 32'000 aus Belgien. Die Fälle konnten verwendet werden, da Diagnosen und Prozeduren mit den ICD-9-CM-Codierungssystemen (Band 1 und Band 3) codiert worden sind. | ||||||||||||||||||||||||||||||
Abb. 2: Entwicklungs-Datenbasis |
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"AP" oder "APR"? | An der PCS/E-Konferenz wurde die Frage gestellt, weshalb als Name "AP" und nicht "APR" (All Patient Refined) verwendet worden sei. R. Mullin, der das Projekt präsentierte, antwortete darauf, dass er frei in der Namenswahl sei und keine Rechenschaft darüber abzulegen habe. | ||||||||||||||||||||||||||||||
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2 | Details | ||||||||||||||||||||||||||||||
Anpassungen |
Aufgrund der europäischen Daten wurden insbesondere folgende
Anpassungen gegenüber der Basis-APR-DRG vorgenommen:
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CC-Liste |
Zur Bestimmung der Multimorbiditätsstufe (CC-Ebene) wurde eine
Diagnoseliste benutzt, in der zu jeder Diagnose, welche
als sekundäre Diagnose auftritt, vermerkt wurde,
ob es sich um signifikante oder um
schwerwiegende Begleiterkrankungen handelt.
Einem Fall mit mehreren Begleiterkrankungen wird der höchste vorgefundene Schweregrad zugeteilt. (Somit wurde hier der CC-Algorithmus des AP-DRG-Systems übernommen und nicht der wesentlich komplexere Algorithmus des APR-DRG-Systems.) | ||||||||||||||||||||||||||||||
CC-Ausschlussliste | Wie bei den anderen Systemen gibt es auch eine CC-Ausschlussliste. Aus Zeitgründen wurde in der jetzt vorhandenen Testversion noch die bisherige CC-Ausschlussliste (der AP-DRGs) verwendet. Für die produktive Version wird diese Liste noch angepasst werden. | ||||||||||||||||||||||||||||||
Varianzreduktion | An der PCS/E-Konferenz wurden von 3M folgende R2-Werte für die Varianzreduktion gezeigt: | ||||||||||||||||||||||||||||||
Abb. 3: Varianzreduktion |
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Anmerkung: Die Varianzreduktion R2 ist ein Mass der dafür, inwieweit es durch die Gruppenbildung des jeweiligen DRG-Systems gelungen ist, die Streuung der Daten zu erklären. Höhere Werte kennzeichnen bessere Erklärungsgrade. - Zu dieser Tabelle ist vorerst festzuhalten, dass bei der Berechnung von Varianzreduktionen aufgrund der Aufenthaltsdauern niedrigere Werte zu erwarten sind, als bei der Berechnung aufgrund der fakturierten Beträge. Dies rührt einerseits daher, dass die Aufenthaltsdauern nicht den Kosten entsprechen, sondern nur eine Schätzvariable dafür sind. Andererseits wurde die Gruppeneinteilung der 3M-Grouper mit dem Ziel einer grösstmöglichen Varianzreduktion bezüglich der fakturierten Beträge entwickelt. - Aus der obigen Tabelle ist nicht direkt ersichtlich, welchen negativen Einfluss es hatte, dass in den 3 europäischen Ländern nicht soviele Nebendiagnosen codiert worden sind wie in den USA. | |||||||||||||||||||||||||||||||
Die gezeigten Werte deuten auf eine mit den AP-DRGs vergleichbare Varianzreduktion hin. Das bedeutet zwar, dass die Aufhebung der Sammel-DRGs für Fälle mit schwerwiegenden Begleiterkrankungen (MCC) auf der Ebene der MDCs (Hauptkategorien) und die gleichzeitige Schaffung von MCC-DRGs auf der Ebene der Basis-DRGs keine wesentliche Verbesserung der kostenmässigen Homogenität bringt. Trotzdem sind die IAP-DRGs den AP-DRGs vorzuziehen, da durch dieses Vorgehen die klinische Homogenität verbessert worden ist. | |||||||||||||||||||||||||||||||
Beim Vergleich mit dem APR-DRG-System fällt auf, dass der R2-Wert des IAP-DRG-Systems in den USA kleiner ist. Bei der Analyse der verwendeten europäischen Daten zeigt sich indessen nur ein sehr geringfügiger Unterschied. Dies könnte darauf zurückzuführen sein, dass die Erfassung der Begleiterkrankungen noch nicht gleichermassen differenziert erfolgt ist wie in den USA. | |||||||||||||||||||||||||||||||
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3 | Ausblick | ||||||||||||||||||||||||||||||
Projektplanung | Gemäss Auskunft von R. Averill von 3M soll noch bis Ende 1999 ein IAP-Grouper fertiggestellt werden, der ICD-9-CM-codierte Fälle verarbeiten kann. Im Verlaufe des nächsten Jahres werden weitere Codierungssysteme integriert werden. Dies wird in der Reihenfolge geschehen, in der ein entsprechender Bedarf der Anwenderländer angemeldet wird. | ||||||||||||||||||||||||||||||
Advisory Panel | 3M plant für die weitere Entwicklung der IAP-DRG ein sogenanntes "Advisory Panel" aufzubauen, in welches Experten verschiedener interessierter Länder Einsitz nehmen können. | ||||||||||||||||||||||||||||||
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4 | Beurteilung | ||||||||||||||||||||||||||||||
Mit dem IAP-DRG-System, einem weiteren kommerziellen DRG-System der Firma 3M, wurde ein dem RDRG-System aus dem Jahr 1989 ähnliches System geschaffen. | |||||||||||||||||||||||||||||||
Verbesserte Systematik | Dieser neue Vorschlag, der etwas mehr Ordnung ins DRG-System bringt, ist an sich begrüssenswert. Dies darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass grundsätzliche Probleme der Anwendung von Patientenklassifikationssystemen nach wie vor ungelöst sind. | ||||||||||||||||||||||||||||||
Mit der Neukonstruktion kommt die Firma 3M den DRG-Anwendern aus Belgien und Italien entgegen, welche begannen, AP-DRGs durch APR-DRGs abzulösen. Universitätsspitäler werden sich allerdings fragen, ob es gerechtfertigt ist, nur wegen der in Europa ungenügenden Codierungspraxis auf eine separat ausgewiesene 4. (maximale) Schweregradstufe zu verzichten. | |||||||||||||||||||||||||||||||
Vergleich mit bisherigen DRG-Systemen |
Im Vergleich zu den bisherigen Lösungen der 3M ist das IAP-DRG-System
ein Patientenklassifikationssystem:
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Grundsätzliche Probleme |
Dass auch dieses neue System zu keiner besseren kostenmässigen
Homogenität geführt hat, hängt mit
grundsätzlichen Problemen bei der Anwendung
von Patientenklassifikationssystemen zusammen.
Dazu gehören insbesondere:
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Ergänzung: IR-DRG (Sept. 2000) |
Im Jahr 2000 wurde das IAP-DRG-System umbenannt: 3M präsentierte es im September an der PCS/E-Konferenz in Groningen unter dem Namen «International Refined Diagnosis Related Groups» (IR-DRG). Insgesamt gibt es nun noch 992 Patientengruppen (in 330 Basis-IR-DRGs und 2 Fehlergruppen).
Zur weiteren Entwicklung vgl.: http:// www.fischer-zim.ch / text-pcssa / t-ga-H6-System-IR-0003.htm.
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http://www.fischer-zim.ch/artikel/IAP-DRG-9909.htm
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