Fischer: DRG-Entwicklung: Berücksichtigung des Schweregrades.
Aus der 10. Internationalen PCS/E-Arbeitskonferenz vom 19.–21.10.94 in Budapest.

Z I M - Streiflicht 1994(2)6 Okt./Nov. 1994


DRG-Entwicklung:
Berücksichtigung des Schweregrades

Wolfram Fischer

Zentrum für Informatik und wirtschaftliche Medizin
CH-9116 Wolfertswil SG (Schweiz)
http://www.fischer-zim.ch/


Aus der 10. Internationalen PCS/E-Arbeitskonferenz vom 19.–21.10.94 in Budapest

      
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Eines des aktuellen PCS-Themen ist der Schweregrad. (In der EU gibt es dazu die «konzertierte Aktion» CAMISE: Concerted Action on Case Mix and Severity. In Patientenklassifikationssystemen wird der Schweregrad üblicherweise von den sekundären Diagnosen abgeleitet: Man bestimmt die Komorbiditäten.

(Interessanter wäre es allerdings, den Schweregrad anhand von Angaben zum Stadium der Krankheit zu bestimmen. Solche Angaben können aber nicht mit dem ICD-Code gemacht werden. Sie fehlen deshalb im amerikanischen Basisdatenset genauso wie Aussagen der Pflege.)

Die Entwicklung der DRG-Systeme zeigt, wie man sich zunehmend bemüht, die Komorbiditäten besser in den Griff zu bekommen: Die «ursprünglichen», heute 487 HCFA-DRGs reflektieren die Medicare-Versicherten, also ältere Leute. Durch den Einbezug weiterer Bevölkerungskreise entstanden die 617 AP-DRGs (All Patient DRGs). Die 1437 APR-DRGs schliesslich (All Patient Refined DRGs) wurden aufgrund von vier Klassen von Komorbiditäts-Schweregraden gebildet.

Das im Buschor-Bericht zitierte, einfachste DRG-System (das HCFA-DRG-System) zieht die sekundären Diagnosen dadurch ein, dass das Vorhandensein von «Komplikationen und/ oder Komorbiditäten» teilweise zur Unterteilung von Patientengruppen verwendet wurde. (Solche DRGs werden bezeichnet mit dem Zusatz: «ohne CC» oder «mit CC».) Robert Mullin zeigte nun an der Konferenz über Patientenklassifikationssysteme in Europa auf, wie das HCFA-DRG-System um eine «Major-CC»-Subklasse erweitert werden könnte: wie also hinsichtlich der Schweregrade eine feinere Unterteilung gemacht werden könnte. Man gelangte so zu 652 neuen Gruppen. Die Varianzreduktion – ein Mass zur Beurteilung einer Gruppierung – stieg leicht: von 0.38 auf 0.42.

Als Fazit bleibt die Frage, ob mit der Vervielfachung von Gruppen wirklich das erwünschte Ziel erreicht wird, oder ob nicht vermehrt nach anderen, von den zu behandelnden Diagnosen und den durchgeführten Operationen unabhängigen Kostenfaktoren gesucht werden muss (z. B. vorbestehende Selbstpflegedefizite, Rehabilitationsziele, Wohnsituation vor und nach der Behandlung, und . . . ?).

PS: In der Diskussion im Anschluss an den Vortrag von Robert Mullin wurde noch auf einen anderen wunden Punkt aufmerksam gemacht: Mit den DRGs wird versucht, homogene Gruppen nur bezüglich der benötigten Spitalressourcen zu bilden. Darin seien die Arzthonorare nicht enthalten. Robert Mullin bestätigte dies und betonte, dass das wegen der guten Organisation der amerikanischen Ärzte so bleiben wird. Die Ärzte werden weiterhin nach ihrem eigenen Tarif, dem CPT4, abrechnen.


Anmerkung: Das neue System, das von der HCFA vorerst als nur als Diskussionsvorschlag publiziert wurde, erhielt den Namen SR-DRG: Severity-Refined Diagnosis Related Groups. Vgl. auch: http:// www.fischer-zim.ch / text-pcssa / t-ga-E6-System-SR-0003.htm.


Literaturhinweis:
Ergänzende Informationen zu diesem Thema finden Sie in:
-  Fischer: Patientenklassifikationssysteme, S. 179 ff. (ISBN 978-3-9521232-2-5)
-  Fischer: DRGs im Vergleich mit LDF und FP/SE, S. 32 f.
-  Fischer: DRGs und Pflege, S. 36 ff. (ISBN 978-3-456-83576-1)

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Fundstelle = http://www.fischer-zim.ch/streiflicht/DRG-Schweregrad-9411.htm
( Letztmals generiert: 28.06.2013 )