Z I M «Pflegediagnosen» (2. Auflage) Kapitel 2.1 |
1999
Letzte Ergänzung: 10.10.2000 |
2.1
|
Wolfram Fischer
Zentrum für Informatik und wirtschaftliche Medizin
CH-9116 Wolfertswil SG
(Schweiz)
http://www.fischer-zim.ch/
Seiten 11-14 aus:
Pflegediagnosen in Gesundheitsökonomie und Gesundheitsstatistik
978-3-905764-00-8
|
|
|
|
|
Medizinische Statistik in der Schweiz | Im letzten Jahr wurde im Rahmen der Medizinischen Statistik die Erhebung von ärztlichen Diagnosen und chirurgischen Prozeduren zu jedem Krankenhausfall gesamtschweizerisch eingeführt. Entscheidend dafür, dass diese sehr aufwendige Sache in Gang gebracht werden konnte, war nicht, dass diese Daten von wissenschaftlichem Interesse sind. Entscheidend war die Hoffnung, damit die Kosten im Gesundheitswesen besser in den Griff zu bekommen. Also wählte man Klassifikationen, mit denen Andere bereits ökonomische Auswertungen gemacht hatten. Das heisst konkret: Man wählte ICD-10 für Diagnosen und die amerikanische Zusatzklassifikation ICD-9-CM, Band 3, für Prozeduren.1 (In der Schweiz wird diese Klassifikation "CHOP" genannt: Schweizerische Operationsklassifikation.2) | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
1 Die Amerikaner erweiterten das international gebräuchliche Codierungssystem für Krankheiten, die ICD-9, zur ICD-9-CM (Band 1 = systematisches Verzeichnis der Codes, Band 2 = alphabetisches Verzeichnis). Sie fügten dem Werk auch noch einen zusätzlichen dritten Band zur Codierung von Prozeduren hinzu (vgl. z.B.: ICD-9-CM/1996). In der zehnten Version wurden den Diagnose- und Prozedurencodierungssystemen nun unterschiedliche Namen gegeben, nämlich ICD-10-CM für Diagnosen und ICD-10-PCS für Prozeduren. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
2 BFS-CH (CHOP, 1998). | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Diagnosis Related Groups (DRG) | Vorbedingung für diese Wahl war, dass die so erhobenen Daten automatisch in DRGs (Diagnosis Related Groups)3 umgewandelt werden können. DRGs sind Patientenkategorien, die aufgrund ärztlicher Informationen gebildet werden und die relativ ähnliche Fallkosten aufweisen. Es gibt verschiedene DRG-Systeme. Sie decken mit 500 bis 1'500 Patientenkategorien alle Behandlungsfälle von Akutkrankenhäusern ab. Häufig werden DRGs im Zusammenhang mit Fallpauschalen diskutiert. Sie können aber auch unabhängig davon z.B. zur standardisierten Deklaration einer Leistungsstatistik oder krankenhausintern zur Budgetzuteilung verwendet werden. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
3 Fetter et al. (DRG, 1991); eine Kurzbeschreibung und Referenzen sind zu finden in: Fischer (PCS, 1997): 179ff. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Abb. 3: Bildung von DRGs aus ICD-Codes | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Abb. 4: Beispiele von chirurgischen DRGs |
| |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Abb. 5: Beispiele von medizinischen DRGs |
| |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Quelle: http:// www.hospvd.ch / public / ise / de / apdrg / handbuch_APDRG_Schweiz /
| ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Legende: |
KK = Komplikation und Komorbidität
Schweizerische Kostengewichte: Version 1.0, 1998 USA-Kostengewichte: AP-DRG 12.0, Staat New York, 1994 | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Homogenität der DRGs? |
Ziel der DRGs ist es also - wie gesagt - stationäre
Akutbehandlungsfälle, deren klinische Probleme sich gleichen und
deren Behandlungen erwartungsgemäss ähnlich viel kosten werden,
zu kostenhomogenen Gruppen zusammenzufassen.
Nun beginnt es sich aber auch in der Schweiz herauszustellen, dass die Kosten innerhalb von einzelnen DRGs doch nicht so ähnlich (homogen) sind, wie man das gerne hätte.4 Es gibt auch Untersuchungen, die zeigen, dass die Pflegeleistungen stark schwanken trotz gleicher ärztlicher Diagnosen und Prozeduren. (Vgl. folgendes Kapitel.5) Allerdings konnte man die Gründe für diese Schwankungen meist nur ungenau belegen. Offensichtlich aber ist, dass allein die Angabe der Diagnosen und - bei chirurgischen Fällen - die Angabe der Eingriffe nur relativ unpräzise Schätzungen für die Kosten des Einzelfalles ermöglichen. Zwar ist es bei statistischer Betrachtung - je nach Sichtweise - möglich, dass sich die Schätzfehler aufheben. Sobald aber die Vergütung von Einzelfällen auf solchen Schätzungen beruht, wie das bei der Einführung von Fallpauschalen der Fall sein wird, werden sich Rosinenpicker mit viel Fleiss ans Werk machen... | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
4 Für statistisch Interessierte: Die Variationskoeffizienten für Aufenthaltsdauern und Kosten bewegen sich in vielen DRGs oberhalb von 0.5 und steigen des Öftern sogar auf 1.0 und darüber. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
5 Vgl. im Weiteren u.a. auch die dänische Studie von Else Mølgaard unter: http://www.info.sum.dk/drg/plejeomk/Plejeomkostninger.htm. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Weitere kostenrelevante Kriterien? | Es ist offensichtlich, dass es kostenrelevante Kriterien gibt, die von ärztlichen Diagnosen und ärztlichen Prozeduren unabhängig sind. Es ist gar nicht abwegig, diese im Bereich der Pflege zu suchen. Denn dort fallen bekannterweise oft auch solche Leistungen an, die nicht in direktem Zusammenhang stehen mit der ärztlichen Diagnose oder mit den ärztlichen Verordnungen. |
Z I M
-
Zentrum für Informatik und wirtschaftliche Medizin
|
Vorheriges Kapitel: | Inhaltsverzeichnisse: | Nächstes Kapitel: |
2 Diagnosen und Behandlungskosten | E-Texte «Pflegediagnosen» |
2.2 Pflegeaufwandstudie KSSG |
Navigations-Tabellen | ||
Z I M - Hauptseite |
© Z I M
Fundstelle =
http://www.fischer-zim.ch/text-pdg/Pflege-Diagnosen-21-PCS-Homogenitaet-9901.htm
( Letztmals generiert:
06.01.2012
)