Fischer: Ridit – Ein statistisches Mass zur relativen Positionierung von Verteilungen.

Z I M - Notiz Statistik       März 2004


Ridit
Ein statistisches Mass zur relativen Positionierung von Verteilungen

Wolfram Fischer

Zentrum für Informatik und wirtschaftliche Medizin
CH-9116 Wolfertswil SG (Schweiz)
http://www.fischer-zim.ch/


      
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Inhaltsverzeichnis

 

A Anwendungsbeispiel: Auswertung von Pflegedaten in Belgien

 

B Berechnungsweise

 

C Formeln

 

D Literaturverzeichnis


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A

Anwendungsbeispiel: Auswertung von Pflegedaten in Belgien

1 Vgl. Goossen [NMDSN-Aus­wer­tung, 2001]; Vanden Boer/Delesie [NMDS/BE, 1995]; Sermeus et al. [RIM, 1995]; Weber [RIM-Étude, 1994]; Closon et al. [RIM, 1990]; Fischer [DRG+Pflege, 2002]: 240–243.

 

Die Ridit-Technik wird in Belgien zur Aus­wer­tung des «Résumé Infirmier Minimum» (RIM) benutzt.1

RIM-Fingerabdruck

Die Aus­wer­tungen der Pflegeinterventionen werden in sogenannten «Fingerabdrücken» publiziert. Für jede der 23 Pflegeinterventionen wird die relative Pflege­intensität auf einer Skala zwischen –0.5 und 0.5 angezeigt.

 

Der Nullpunkt weist auf den nationalen Durchschnitt hin, d. h. in Belgien z. B. für die Position Körperpflege: 40 % der Patienten pflegen sich selbst, 20 % werden teil­weise und 20 % vollständig unterstützt.

Tafel 1:
Beispiel eines RIM-Fingerabdruckes einer geriatrischen Abteilung (Auszug)


Code Pflegeintervention -0.5 -0.3 -0.1 | 0.1 0.3 0.5
__________________________________|___________________|___________________|_
| : : | : : |
| : : | : : |
F1 Körperpflege | : : |xxxxx : |
| : : | : : |
F2 Mobilisation | : : |xxx: : |
| : : | : : |
F3 Entfernung Urin/Stuhl | : : |xxxxx : |
| : : | : : |
F4 Essen | : : |xxxxxx : |
| : : | : : |
F5 Sondenernährung | : : |xxxxxxxxxxx: |
| : : | : : |
F6 Mundpflege | : : |x : : |
| : : | : : |
F7 Umlagern(Dekubitusprophylaxe)| : : |xxx: : |
| : : | : : |
F8 Ankleiden (Zivilkleidung) | : : |xxxxxxxxxxxxxxx |
. | : : | : : |
. | : : | : : |
F10 Anam­nese | : xxxxxxxxx| : : |
| : : | : : |
F11 Selbsthilfetraing gelegentl. | : : |xxxxxxxxxxx: |
| : : | : : |
Selbsthilfetraing nach Plan | : : |xxxxxxxxxxxxxxx |
| : : | : : |
F12 Krisenbegleitung | : : |xxxxxx : |
| : : | : : |
F13 Desorient.: Orientierungsmass| : : |xxxxxxxxxxxxxxx |
| : : | : : |
Desorient.: Vorsichtsmassnahm| : : |xxxxxxxxxxxxxxxxx |
| : : | : : |
F14 Quarantäne | : : |xxxxx : |
| : : | : : |
F15 Vitalzeichen | : :xxx| : : |
. | : : | : : |
. | : : | : : |
. | : : | : : |
F21 Überwachung einer Infusion iv| : : xx| : : |
| : : | : : |
F22 Chirurgische Wunde | : :xxx| : : |
| : : | : : |
F23 Traumatische Wunde | : : |xx : : |
 

 

__t_Quelle__: MSPE-B [RIM, 1994]: 23.

 

 

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B

Berechnungsweise

2 Vgl. Bross [Ridit, 1958] zitiert in: Goossen [NMDSN-Aus­wer­tung, 2001]: 1336 f; MSPE-B [Syllabus RIM, 1992]: 23 ff.

«Ridit»

«Ridit» steht für: Relative to an Identified Distribution.2 Bei der Riditberechnung werden die beobachteten Fälle einer Stichprobe nach Stichprobenwerten sortiert und in Klassen eingeteilt. (Zur Klasseneinteilung können z. B. die Ausprägungen eines ordinal skalierten Merkmals verwendet werden.)

Hypothese

Es wird von der Hypothese ausgegangen, dass die Fallzahlen pro Klasse Segmente einer zugrundliegenden, nicht direkt beobachtbaren Verteilung beschreiben.

Riditwert einer Klasse

Der Riditwert einer Klasse ist die Wahr­schein­lich­keit, dass irgendein Fall unterhalb oder in der Klassenmitte einsortiert wird (bzw. dass irgendein Stichprobenwert kleiner oder gleich dem Wert der Klassenmitte ist).

Riditwert einer Population

Der Riditwert einer zu untersuchenden Population gibt die Wahr­schein­lich­keit an, dass bei irgendeiner Stichprobe in dieser Population eine höhere Rangposition als bei irgendeinem Fall in der Referenzpopulation festgestellt wird (bzw. dass der Stichprobenwert höher als ein Stichprobenwert aus der Referenzpopulation ist).

Tafel 2:
Ridit-Beispiel: Daten und resultierende Ridits der Populationen

Klasse I II III IV Summe Ridit
Population A 20 8 2 0 30 0.267
Population B 2 6 8 14 30 0.707
Population C 8 16 10 6 40 0.520
Summe 30 30 20 20 100 0.500

Tafel 3:
Ridit-Beispiel: Kalkulation der Ridits der Klassen

  I II III IV
(1)  An­zahl Fälle 30 30 20 20
(2)  Kumulierte An­zahl Fälle 30 60 80 100
(3)  – An­zahl Fälle ÷ 2 –15 –15 –10 –10
(4)  Position der Klassen­mitte 15 45 70 90
(5)  Ridit der Klasse 0.15 0.45 0.70 0.90

Berechnung der Ridits der Klassen

Der Riditwert einer Klasse wird bestimmt, indem die Position der Klassenmitte durch die Gesamtanzahl der Fälle dividiert wird. – In Klasse II wird z. B. 45 durch 100 dividiert, was den angegebenen Riditwert für die Klasse II von 0.45 ergibt. [Tafel 3]

Berechnung der Ridits der Populationen

Der Riditwert einer Population wird bestimmt, indem die Frequenzen pro Klasse mit dem Riditwert multipliziert und aufsummiert werden. Das Resultat wird anschliessend noch durch die An­zahl der Fälle in dieser Population dividiert. – Für Population C wird also berechnet: ( 8 × 0.15 + 16 × 0.45 + 10 × 0.70 + 6 × 0.90 ) ÷ 40 = 20.8 ÷ 40 = 0.52. [Tafel 2]

 

 

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C

Formeln

 

Ridit der Klasse j:
      rj = pj / 2 + Σ pk [k = 1 bis j-1]
pj ist die relative Häufigkeit des Auftretens von Fällen in Klasse j. Klassenridits sind geordnet; es gilt: rj ≤ rj+1.

Ridit der Population i:
      Ri = Σ rj × qij [j = 1 bis An­zahl vorhandene Klassen]
qij ist die relative Häufigkeit des Auftretens von Fällen aus der Population i in der Klasse j (relativ = relativ bezüglich der An­zahl der Fälle in dieser Population i).

 

 

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D

Literaturverzeichnis

 

 

Bross
Ridit
1958
Bross IDJ. How to use ridit analyses. In: Biometrics 1958(14): 18–38.
Closon et al.
RIM
1990
Closon MC, Petit MF, Yans C, Roger FH. Informatique au Service des Soins Infirmiers. Le point de vue sur l'évaluation des soins infirmiers aus cours des dernières années en Belgique. 1990: 145–156. Internet: http:// www.cybermed.jussieu.fr / Broussais / InforMed / InforSante / Volume3 / 3-20.html.
Fischer
DRG+Pflege
2002
Fischer W. Diagnosis Related Groups (DRGs) und Pflege. Grundlagen, Codierungssysteme, Integrationsmöglichkeiten. Bern (Huber) 2002: 472 S. Auszüge: http:// www.fischer-zim.ch / studien / DRG-Pflege-0112-Info.htm.
Goossen
NMDSN-Aus­wer­tung
2001
Goossen WTF. Exploiting the Nursing Minimum Data Set for the Netherlands. In: Medinfo 2001 2001: 1334–1338. Internet: http:// cmbi.bjmu.edu.cn / 2001 / medinfo_2001 / Papers / Ch16 / Goossen.pdf.
MSPE-B
Syllabus RIM
1992
Ministère de la Sante Publique et de l'Environnement. Syllabus pour la formation relative à l'enregistrement du résumé infirmier minimal. Enregistrement des activités médicales. Loi sur les hôpitaux du 23.12.1963. Bruxelles 1992: 97 S.
MSPE-B
RIM
1994
Ministère de la Sante Publique et de l'Environnement. Le Résumé Infirmier Minimum en Belgique. Instrument de base pour la gestion de santé de demain. Leuven (Centrum voor Ziekenhuiswetenschap) 1994: 79 S.
Sermeus et al.
RIM
1995
Sermeus W, Delesie L, Vanden Boer G, Van Landuyt J. Erfassung der minimalen Pflegedaten in Belgien. In: Pflegemanagement 1995/3: 10–17.
Vanden Boer/Delesie
NMDS/BE
1995
Vanden Boer G, Delesie L. The Federal Nursing Minimal Basis Data Set And Hospital Manage­ment in Belium. A Case Study of a Nursing Department. In: Kastelein A, Vissers J, Van Merode GG, Delesie L [Eds.]: Managing Health Care Under Resource Constraints; Proceedings of the 21st Meeting of Operational Research Applied to Health Services (ORAHS), Maastricht 1995: 161–185.
Weber
RIM-Étude
1994
Weber P. Étude pilote mise en place et evaluation du résumé infirmier minimum (RIM). Expérience sur une année. In: Actes des 5ièmes Journées Francophones d'Informatique Médicale 1994: 163–173.

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