Fischer: Effizienz und Effektivität.

Z I M - Auszug PCS-Buch Jan. 1997


Effizienz und Effektivität

Wolfram Fischer

Zentrum für Informatik und wirtschaftliche Medizin
CH-9116 Wolfertswil SG (Schweiz)
http://www.fischer-zim.ch/


Auszug aus dem Forschungsbericht
Patientenklassifikationssysteme, S. 410-412
(978-3-9521232-2-5)


      
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Die Begriffe Effektivität und Effizienz werden im Zusammenhang mit der Kostendämpfung im Gesundheitswesen sehr gerne verwendet, allerdings oft ohne klar umschriebene und operationalisierbare Bedeutung. Die zugrundeliegenden englischen Wörter efficient, effective und auch efficacious1 können allesamt mit wirksam übersetzt werden.2

1 Efficacy - diesen Begriff übersetzt er nicht einmal mehr (!) - wird in Schwartz [1] angegeben als Wirksamkeit unter optimalen Bedingungen im Unterschied zur Effektivität als Wirkungsbestimmung unter durchschnittlichen Alltagsbedingungen.
2 Gemäss Langenscheidt (Handwörterbuch Englisch, 1985). Im Lateinischen heisst efficere: herstellen, bewirken; efficiens ist das Partizip Präsens dazu (herstellend, bewirkend) und effectus ist das Partizip Perfekt (hergestellt, bewirkt). Efficax ist das zugehörige Adjektiv (wirksam).
 
 
Im Bereiche der Wirtschaftlichkeitsüberprüfung und der Qualitätskontrolle werden die beiden Begriffe vielfach folgendermassen definiert: [3]

Effizienz = Mass für die Wirtschaftlichkeit des Mitteleinsatzes

Effektivität = Mass für die Wirksamkeit bestimmter Massnahmen

Und konkreter:
Effizienz
Die Effizienz setzt die Kosten der eingesetzten Mittel in Relation zur (gewichteten) Menge der erbrachten Leistungen mit definierter (Prozess-) Qualität.
Effektivität
Die Effektivität vergleicht den erreichten Nutzen der erbrachten Leistungen (Ergebnis, Outcome) mit dem angestrebten Nutzen (Ziel).
Zu beachten ist, dass üblicherweise nicht nur jene Mittel gesucht sind, die am besten das angestrebte Ziel erreichen (Effektivität), sondern dass es auch die kostengünstigsten sein sollen (Effizienz). Dies ist eine doppelte Optimierung, welche sich nur in den seltensten Fällen eindeutig lösen lässt.
Ein andere, unschärfere, aber sehr gerne zitierte Umschreibung der Begriffe Effizienz und Effektivität lautet: [4]
-  "Effizienz = Die Dinge richtig tun"
-  "Effektivität = Die richtigen Dinge tun"
Diese Umschreibungen sind insofern unklar, als nicht gesagt wird:
  • ob die Dinge richtig getan werden müssen, um eine möglichst gute Qualität zu erreichen oder um möglichst niedrige Kosten zu zu erzeugen;
  • ob die richtigen Dinge getan werden müssen, um einen möglichst hohen Nutzen zu erzielen oder eine möglichst hohe Qualität oder um möglichst wenig Kosten zu erzeugen oder um alles zusammen zu erreichen.
Fetter et al. übernehmen diesen unscharfen Ansatz in ihrem zusammenfassenden Buch zu den DRGs [5] wie folgt: Effizienz heisst für sie: Wie günstig kann ich ein bestimmtes Röntgenbild erstellen? Effektivität demgegenüber bezieht sich für sie z.B. auf die Frage: Welche und wieviele Röntgenbilder sind bei einer Unterarmfraktur nötig? D.h. also nach Fetter et al.: Effizienz bezieht sich auf die möglichst kostengünstige Produktion von Zwischenprodukten und Effektivität auf den möglichst sinnvollen Einsatz dieser Zwischenprodukte bei der Durchführung einer Behandlung. Dies führt sie dann zur Aussage: 'Mehr Bilder zu erstellen als nötig ist eine weniger effektive Nutzung der Ressourcen.' Zu kritisieren an dieser Aussage ist, dass das gleiche Resultat erreicht wurde und die Wirkung also die selbe war; nur der Aufwand war unterschiedlich. Dies ist eine Feststellung, die also nicht zur Thematik der Wirksamkeit (Effektivität), sondern zur Thematik der Wirtschaftlichkeit (Effizienz) gehört. - Um Effizienz (Kosten/Wirtschaftlichkeit) besser von der Effektivität (Nutzen/Wirksamkeit) zu trennen, sollten die angeführten Beurteilungskriterien von Fetter et al. besser beschrieben werden als:
  • Effizienz des Ressourceneinsatzes bei der Ausführung bestimmter Prozeduren
und als:
  • Effizienz des Prozedureneinsatzes bei einem bestimmten Verfahren bzw. bei der Behandlung eines bestimmten Gesundheitsproblems.
Um das Bild abzurunden, möchte ich noch eine Definition für die Beurteilung der Zweckmässigkeit hinzufügen:
Zweckmässigkeit
Die Zweckmässigkeit vergleicht den mit der gewählten Handlung angestrebten Nutzen mit dem unter den gegebenen Umständen im optimalen Fall maximal erreichbaren Nutzen.
Gesundungspotential Ein Indikator für den erreichbaren Nutzen kann das Gesundungspotential sein. Es ist definiert als der bei optimaler Behandlung erreichbare Gesundheitszustand. Zur Beurteilung der Zweckmässigkeit werden dann die Behandlungsziele mit dem Gesundungspotential verglichen.
Aus der Sicht der Qualitätsbeurteilung können Zweckmässigkeit und Effektivität als Teilaspekte der Ergebnisqualität angesehen werden.
Ergebnisqualität
Die Ergebnisqualität vergleicht das im optimalen Fall erreichbare Ziel mit dem erreichten Ergebnis.
Damit fasst die Beurteilung der Ergebnisqualität die Beurteilung von Zweckmässigkeit und Effektivität zusammen.
In der folgenden Abbildung habe ich diese Überlegungen zusammengefasst. (Dies ist bestimmt nicht die einzige Möglichkeit, die Begriffe miteinander in Beziehung zu setzen, aber es soll ein Anstoss dazu sein, diese mit unbehaglicher Bedeutungsvielfalt verwendeten Begriffe etwas zu ordnen.)
 
 
	
  eingesetzte    ·-------------------·
  Mittel         |     I N P U T     |-----------------------Effizienz
                 ·-------------------·                           |
                                                                 |
                                                                 |
  erbrachte                                            ·-------------------·
  Leistungen                                           |    O U T P U T    |
                                                       =====================
  erreichter        Ergebnisqualität-------------------|  E R G E B N I S  |
  Nutzen                   |                           ·-------------------·
                           |                                     |
                           |                                     |
  angestrebter             |         ·-----------------·         |
  Nutzen                   |         |     Z I E L     |----Effektivität
                           |         ·-----------------·
                           |                  |
  im                       |                  |
  optimalen Fall ·---------·---------·        |
  erreichbarer   | P O T E N T I A L |--Zweckmässigkeit
  Nutzen         ·-------------------·


	

Abb. 1: Effizienz, Effektivität, Zweckmässigkeit und Ergebnisqualität

 
 

Referenzen
[1] Schwartz FW: Evaluation und Qualitätssicherung im Gesundheitswesen. In: Hurrelmann/Laaser [2]: 399-420.
[2] Hurrelmann K, Laaser U [Hrsg.]: Gesundheitswissenschaften - Handbuch für Lehre, Forschung und Praxis. Weinheim Basel 1993 (Beltz): 449 S.
[3] Sommer JH, Gutzwiller F: Wirtschaftlichkeit und Wirksamkeit im schweizerischen Gesundheitswesen. Bern Stuttgart Toronto 1986 (Huber): 259 S; zit. S. 25.
[4] Drucker P: Management für Nonprofit-Organisationen. 1992.
[5] Fetter RB, Brand A, Dianne G [Eds.]: DRGs, Their Design and Development. Health Administration Press, Ann Arbor 1991: 341 S; zit. S. 84.

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Fundstelle = http://www.fischer-zim.ch/auszuege-pcs-buch/Effizienz-Effektivitaet-9701.htm
( Letztmals generiert: 28.06.2013 )