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Die Begriffe Effektivität und Effizienz werden im
Zusammenhang mit der Kostendämpfung im Gesundheitswesen
sehr gerne verwendet, allerdings oft ohne klar umschriebene
und operationalisierbare Bedeutung. Die zugrundeliegenden
englischen Wörter efficient, effective und
auch efficacious1 können allesamt mit
wirksam übersetzt werden.2
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1
Efficacy - diesen Begriff übersetzt er nicht einmal
mehr (!) - wird in Schwartz [1] angegeben als
Wirksamkeit unter optimalen Bedingungen im Unterschied zur
Effektivität als Wirkungsbestimmung unter durchschnittlichen
Alltagsbedingungen.
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2
Gemäss Langenscheidt (Handwörterbuch Englisch, 1985).
Im Lateinischen heisst efficere: herstellen, bewirken;
efficiens ist das Partizip Präsens dazu (herstellend,
bewirkend) und effectus ist das Partizip Perfekt (hergestellt,
bewirkt). Efficax ist das zugehörige Adjektiv (wirksam).
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Im Bereiche der Wirtschaftlichkeitsüberprüfung
und der Qualitätskontrolle werden die beiden Begriffe vielfach
folgendermassen definiert: [3]
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Effizienz =
Mass für die Wirtschaftlichkeit des Mitteleinsatzes
Effektivität =
Mass für die Wirksamkeit bestimmter Massnahmen
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Und konkreter:
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Effizienz
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Die Effizienz setzt
die Kosten der eingesetzten Mittel in Relation zur (gewichteten)
Menge der erbrachten Leistungen mit definierter (Prozess-) Qualität.
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Effektivität
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Die Effektivität vergleicht
den erreichten Nutzen der erbrachten Leistungen (Ergebnis, Outcome)
mit dem angestrebten Nutzen (Ziel).
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Zu beachten ist, dass üblicherweise nicht nur
jene Mittel gesucht sind, die am besten das angestrebte Ziel erreichen
(Effektivität), sondern dass es auch die kostengünstigsten
sein sollen (Effizienz). Dies ist eine doppelte Optimierung, welche
sich nur in den seltensten Fällen eindeutig lösen lässt.
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Ein andere, unschärfere, aber sehr gerne zitierte Umschreibung
der Begriffe Effizienz und Effektivität lautet: [4]
- "Effizienz = Die Dinge richtig tun"
- "Effektivität = Die richtigen Dinge tun"
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Diese Umschreibungen sind insofern unklar, als nicht
gesagt wird:
-
ob die Dinge
richtig getan werden müssen, um eine möglichst gute
Qualität zu erreichen oder um möglichst niedrige Kosten
zu zu erzeugen;
-
ob die richtigen
Dinge getan werden müssen, um einen möglichst hohen
Nutzen zu erzielen oder eine möglichst hohe Qualität
oder um möglichst wenig Kosten zu erzeugen oder um alles
zusammen zu erreichen.
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Fetter et al. übernehmen diesen unscharfen Ansatz in ihrem
zusammenfassenden Buch zu den DRGs [5] wie
folgt: Effizienz heisst für sie: Wie günstig kann ich
ein bestimmtes Röntgenbild erstellen? Effektivität
demgegenüber bezieht sich für sie z.B. auf die
Frage: Welche und wieviele Röntgenbilder sind bei einer
Unterarmfraktur nötig? D.h. also nach Fetter et al.:
Effizienz bezieht sich auf die möglichst kostengünstige
Produktion von Zwischenprodukten und Effektivität auf den
möglichst sinnvollen Einsatz dieser Zwischenprodukte bei der
Durchführung einer Behandlung. Dies führt sie dann zur
Aussage: 'Mehr Bilder zu erstellen als nötig ist eine
weniger effektive Nutzung der Ressourcen.' Zu kritisieren
an dieser Aussage ist, dass das gleiche Resultat erreicht
wurde und die Wirkung also die selbe war; nur der Aufwand war
unterschiedlich. Dies ist eine Feststellung, die also nicht zur
Thematik der Wirksamkeit (Effektivität), sondern zur Thematik
der Wirtschaftlichkeit (Effizienz) gehört. - Um Effizienz
(Kosten/Wirtschaftlichkeit) besser von der Effektivität
(Nutzen/Wirksamkeit) zu trennen, sollten die angeführten
Beurteilungskriterien von Fetter et al. besser beschrieben
werden als:
-
Effizienz des
Ressourceneinsatzes bei der Ausführung bestimmter Prozeduren
und als:
-
Effizienz des
Prozedureneinsatzes bei einem bestimmten Verfahren bzw. bei der
Behandlung eines bestimmten Gesundheitsproblems.
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Um das Bild abzurunden, möchte ich noch eine
Definition für die Beurteilung der Zweckmässigkeit
hinzufügen:
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Zweckmässigkeit
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Die Zweckmässigkeit vergleicht den mit
der gewählten Handlung angestrebten Nutzen mit dem unter
den gegebenen Umständen im optimalen Fall maximal erreichbaren
Nutzen.
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Gesundungspotential
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Ein Indikator für den erreichbaren Nutzen kann
das Gesundungspotential sein. Es ist definiert als der
bei optimaler Behandlung erreichbare Gesundheitszustand. Zur Beurteilung
der Zweckmässigkeit werden dann die Behandlungsziele mit
dem Gesundungspotential verglichen.
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Aus der Sicht der Qualitätsbeurteilung können
Zweckmässigkeit und Effektivität als Teilaspekte der
Ergebnisqualität angesehen werden.
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Ergebnisqualität
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Die Ergebnisqualität vergleicht das im
optimalen Fall erreichbare Ziel mit dem erreichten Ergebnis.
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Damit fasst die Beurteilung der Ergebnisqualität
die Beurteilung von Zweckmässigkeit und Effektivität
zusammen.
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In der folgenden Abbildung habe ich diese Überlegungen
zusammengefasst. (Dies ist bestimmt nicht die einzige Möglichkeit,
die Begriffe miteinander in Beziehung zu setzen, aber es soll
ein Anstoss dazu sein, diese mit unbehaglicher Bedeutungsvielfalt
verwendeten Begriffe etwas zu ordnen.)
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eingesetzte ·-------------------·
Mittel | I N P U T |-----------------------Effizienz
·-------------------· |
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erbrachte ·-------------------·
Leistungen | O U T P U T |
=====================
erreichter Ergebnisqualität-------------------| E R G E B N I S |
Nutzen | ·-------------------·
| |
| |
angestrebter | ·-----------------· |
Nutzen | | Z I E L |----Effektivität
| ·-----------------·
| |
im | |
optimalen Fall ·---------·---------· |
erreichbarer | P O T E N T I A L |--Zweckmässigkeit
Nutzen ·-------------------·
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Abb.
1:
Effizienz, Effektivität,
Zweckmässigkeit und Ergebnisqualität
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Referenzen
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[1]
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Schwartz FW:
Evaluation und Qualitätssicherung im Gesundheitswesen.
In: Hurrelmann/Laaser [2]: 399-420.
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[2]
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Hurrelmann K, Laaser U [Hrsg.]:
Gesundheitswissenschaften
- Handbuch für Lehre, Forschung und Praxis.
Weinheim Basel 1993 (Beltz): 449 S.
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[3]
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Sommer JH, Gutzwiller F:
Wirtschaftlichkeit und Wirksamkeit im schweizerischen Gesundheitswesen.
Bern Stuttgart Toronto 1986 (Huber): 259 S;
zit. S. 25.
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[4]
|
Drucker P:
Management für Nonprofit-Organisationen.
1992.
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[5]
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Fetter RB, Brand A, Dianne G [Eds.]:
DRGs, Their Design and Development.
Health Administration Press, Ann Arbor 1991: 341 S;
zit. S. 84.
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