Fischer: Ideen zur Patientenklassifikation.

Z I M - Streiflicht 1996(4)2 Sommer 1996
Letzte Änderung: April 2003


Ideen zur Patientenklassifikation

Wolfram Fischer

Zentrum für Informatik und wirtschaftliche Medizin
CH-9116 Wolfertswil SG (Schweiz)
http://www.fischer-zim.ch/


Health Benefit Groups International Workshop - London 15./16.4.96

      
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Mitte April fand in London auf Einladung von Dr. Hugh Sanderson, Leiter des National Case Mix Office, ein internationaler Workshop über PCS-Modelle mit Gästen aus den U.S.A., Hongkong, Schweden und der Schweiz statt.

Der Workshop sollte Impulse für die Weiterentwicklung der englischen Health Benefit Groups (HBG) geben. HBGs gruppieren Patienten mit ähnlichen gesundheitlichen Problemen, ähnlichem Behandlungsbedarf und womöglich auch mit ähnlichen zu erwartenden Behandlungsresultaten.

Die HBGs sind eine Ergänzung zu den bereits bestehenden Health Resource Groups (HRG), einer DRG-Variante. Während die HRGs die Behandlungen (Aktionen der Leistungerbringer) abbilden sollen und so dem Leistungserbringer zur Überprüfung der Fallkosten dienen, bilden die HBGs den Behandlungsbedarf aus der Sicht der Leistungseinkäufer (Patienten, Garanten) ab. Beide Systeme werden in einer Matrix verknüpft:  
 

Health Resource Groups
- Aktionen
Health Benefit Groups
- Probleme
- Bedarf
- Ergebnis
Prävention Diagnostik Erstbehandlung Folgebehandlung
Risiko der Erkrankung x x x x x


Symptome    x x x x x x

Diagnosen (nach Stadien)

x x x x x x x   x
Krankheitsfolgen


x x x x x

Abb. 1: HBG-HRG-Matrix

 
 

Prof. Joe Gonella aus den U.S.A., Vater des Disease Staging-System, postulierte, dass z.T. sehr verschiedene Diagnosen (oder auch DRGs!) als Stadien ein und derselben Krankheit gesehen werden müssen.

Nicht die Diagnosen allein, auch das Verhältnis des Patienten zu seinen gesundheitlichen Problemen und deren Folgen bestimmen den Behandlungsaufwand wesentlich, sagte Lennart Carlsson aus Schweden. Das Alter allein sei kein Grund für eine ärztliche Behandlung.

Einen recht alternativen PCS-Ansatz präsentierte Dr. Hong Fung aus Hongkong mit den Patient Related Groups (PRG): Diese gruppieren Patienten - und nicht Fälle! - nach gemeinsamen Sets von Behandlungsrichtlinien und Ergebnisindikatoren. Der ganze Behandlungsverlauf, d.h. Behandlungen aller beteiligten Leistungserbringer, wird einbezogen.

Nebst Diagnosen sind auch Skalen wichtig, die eine Veränderung des gesundheitlichen Zustandes erkennen lassen, z.B. die GAF-Skala (Global Assessment of Functioning Scale), die Dr. Bo Ivarsson bei psychiatrischen Patienten verwendet. Er koordiniert das internationale Projekt CHAINE (Comprehensive Hospital and Ambulatory Care Information Networking for Episode Linkage), das ebenfalls versucht, Behandlungen zu verknüpfen und das Gesamtergebnis zu beurteilen.

Wolfram Fischer aus der Schweiz wies in seinem Überblick über Konstruktionsprinzipien von Patientenklassifikationssystemen darauf hin, dass Probleme, Ziele, Ergebnisse und auch Prognosen, Risiken und Chancen als verschiedene Sichtweisen auf aktuelle und zukünftige Patientenzustände verstanden werden können. Deshalb sind sie auch mit dem gleichen Modell einer Zustandsbeschreibung abbildbar.

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Ergänzung «Healthcare Frameworks» (Mai 2000)
 
 
Im Verlauf der Entwicklung der HBGs und der oben gezeigten HBG-HRG-Matrizen schälte sich heraus, dass es sinnvoll ist, diese Zusammenstellungen mit weiteren Informationen anzureichern. Unter dem Namen «Healthcare Frameworks» (HCF) wurde ein Werkzeug zu deren Strukturierung, Aggregation und Präsentation geschaffen. Dazu gehören nebst HBG-HRG-Behandlungspfaden auch Informationen über die Bevölkerung und deren Krankheiten (inkl. Inzidenz und Prävalenz), Prozess- und Resultateindikatoren, Kosten. Ein HCF ermöglicht das Verständnis der Zusammensetzung und des Ausmasses des Behandlungsbedarfs für eine Population und wie sich dieser in Leistungen, Kosten und Nutzen umsetzt.  
 
Health Resource Groups Outcome-Indikatoren
Health Benefit Groups Inzidenz / Prävalenz Prävention Diagnostik Erstbehandlung Folgebehandlung
Risiko der Erkrankung i p x x x x x


a b
Symptome i p
x x x x x

c d e
Diagnosen (nach Stadien) i p

x x x x x x
f g
Krankheitsfolgen i p


x x x x x h
Struktur- und Prozess-Indikatoren A B C D E F G H I

Abb. 2: Das «Healthcare Framework» (HCF) als Erweiterung der HBG-HRG-Matrix

 
 

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Literaturhinweis:
Ergänzende Informationen zu diesem Thema finden Sie in:
-  Fischer: Patientenklassifikationssysteme, S. 275 ff + 289 ff. (ISBN 978-3-9521232-2-5)

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Fundstelle = http://www.fischer-zim.ch/streiflicht/HBG-Workshop-9607.htm
( Letztmals generiert: 28.06.2013 )