Fischer: Wie kann die Pflege zeigen, was sie leistet?.

Z I M - Artikel (Manuskript SBK-Kongress St. Gallen) Juni 1996
Letzte Änderung: 07.11.2000


Wie kann die Pflege zeigen, was sie leistet?

Wolfram Fischer

Zentrum für Informatik und wirtschaftliche Medizin
CH-9116 Wolfertswil SG (Schweiz)
http://www.fischer-zim.ch/


      
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Inhaltsverzeichnis


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ZUSAMMENFASSUNG

Was tun Pflegende? Weshalb tun sie es? Diese Fragen stellen sich zuallererst Pflegende selber. Aber auch Ärzte, Ökonomen und Politiker stellen diese Fragen. - Pflegende haben viele Wege gefunden, sich untereinander über ihre Erfahrungen zu berichten. Wenn Pflegende Aussenstehenden antworten sollten, ist es schwieriger.

In der Schweiz wird gegenwärtig studiert, wie man die Leistungen des Krankenhauses deklarieren kann. Der Anstoss dazu kommt vom neuen Krankenversicherungsgesetz (KVG), das eine Leistungsstatistik für Krankenhäuser verlangt. In den Diskussionen, an denen ich beteiligt bin, bestand bis jetzt oft die Meinung, dass die Leistungen hauptsächlich durch ärztliche Diagnosen und Operationen beschrieben werden können. Hiezu werden u.a. auf nächstes Jahr auch neue ärztliche Codes eingeführt (ICD-10 und ICD-9-CM, Band 3).

In der Pflege beginnt man, sogenannte Pflegeaufwandmessysteme einzuführen (z.B. LEP oder PRN). Damit werden Leistungen der Pflege in Form der erbrachten oder geplanten Tätigkeiten gemessen. Es wird damit beschrieben, Was Pflegende tun.

Diese Instrumente sagen aber nichts darüber aus, wieso diese Leistungen durchgeführt wurden. Diese Instrumente helfen nicht, zu beurteilen, ob die Leistungen nötig gewesen sind oder nicht.

Um zu zeigen, was die Pflege leistet, muss folgenden Fragen Beachtung geschenkt werden:



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EINLEITUNG

Gestern abend wurde in der Podiumsdiskussion versucht, eine Antwort auf die Frage zu geben, was das Produkt der Pflege ist. Dies stellte sich als sehr schwierig heraus.

Doch: "Wenn wir etwas nicht benennen können, können wir es nicht kontrollieren, nicht finanzieren, nicht lehren, nicht erforschen und auch nicht in die Politik einbringen." (Norma M. Lang)

Herr Brennenstuhl wies darauf hin, das die Pflege in den neuen medizinischen Statistiken des Bundes nicht präsent ist. Die Frage ist, ob man pro Spitalfall nicht nur ärztliche Diagnosen und Operationen melden soll, sondern auch Daten der Pflege. Es nun ist tatsächlich so, dass das neue Konzept für die Statistik der stationären Betriebe des Gesundheitswesens noch offen ist für eine solche Erweiterung. Es heisst im Detailkonzept des BFS wörtlich:

"Die medizinische Statistik in ihrer heutigen Form weist keine direkte Information aus dem Pflegebereich aus, obwohl dieser sowohl für die Behandlung selbst, als auch für die Kosten eine wesentliche Rolle spielt. Zurzeit sind auf internationaler Ebene Methoden und Instrumente zur Erfassung der Pflege, z.B. Pflegediagnosen, Pflegeinterventionen, Pflegeleistungen, in Bearbeitung. Internationale Standardinstrumente sind jedoch noch nicht festgelegt worden. Dies ist einer der wesentlichen Gründe, für den Verzicht auf den Einbezug von Pflegedaten. . . . Dieser Verzicht stellt zweifellos einen Mangel dar, der in Zusammenarbeit mit der Schweizerischen Kommission für Gesundheitsstatistik und den Berufsverbänden sobald als möglich behoben werden soll." [2]

*

Aber nicht nur der Bund will etwas sehen. Wir müssen uns grundsätzlich fragen, wer was sehen will und wem wir zeigen wollen, was die Pflege leistet:

*

Diese möglichen Adressaten unserer Informationen müssen wir im Auge behalten, wenn wir uns fragen, was wir überhaupt zeigen könnten. Dazu stellte ich mir die Frage:

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Was tun Pflegende?

Ich stelle mir vor, ich sei Pfleger an einem Regionalspital und in dieser Funktion unterwegs, um das Bett von Herrn Huber frisch anzuziehen. Da spricht mich jemand von der Pflegedienstleitung an und fragt mich, was ich gerade tue. Was werde ich ihr sagen?

  1. Ich könnte ihr von meinem Plan erzählen und ihr sagen, dass ich gerade vorhabe, das Bett von Herrn Huber frisch anzuziehen.

    Vielleicht ist sie dann zufrieden - aber ich stelle mir vor, dass sie noch nicht zufrieden sein wird. An meiner missmutigen Laune wird sie merken, dass ich eigentlich arbeiten will. Sie wird also entschuldigend sagen, dass man irgendsoeine Studie aufsetzen will und dass sie sich dazu ein Bild vor Ort verschaffen möchte.  
     

  2. Sie wird mich also weiterfragen: Warum ich das denn tue.

    Da wird es sehr verschiedene Möglichkeiten geben zu antworten, z.B.:

     
     
  3. Nun - wenn sie es genau wissen will, wird sie mich bestimmt auch noch fragen: Wozu ich das tue, welches Ziel ich dabei habe?

    Und ich könnte antworten:

     
     
  4. Abends überlege ich mir, was ich anschliessend an die Fragerei eigentlich wirklich getan habe (Tätigkeiten). Ich erinnere mich:  
     
  5. Dazu brauchte ich (Aufwand):  
     
  6. Aber ich fand, es hat sich gelohnt. Denn die Ergebnisse meiner Arbeit waren:

    Ein anderes Ergebnis hätte natürlich auch sein können:

     
     
  7. Wenn ich nun aber tatsächlich eine halbe Stunde gebraucht habe, um nur das eine Bett frisch anzuziehen, dann wird man mich fragen, wieso dies geschehen sei? (Kontrolle) Möglicherweise käme jemandem noch die überflüssige Bemerkung über die Lippen:  
     
  8. Als Rechtfertigung könnte ich vorbringen:

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Arten von Antworten

Dieses Beispiel zeigt sehr deutlich, dass die Frage: "Was tun Pflegende?" auf sehr unterschiedliche Arten beantwortet werden kann.

Es geht um die Fragen:



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WAS ?   (Tätigkeiten)

Wir betrachten zunächst die Frage nach dem "was": Welche Leistungen werden von Pflegenden erbracht? Welche Tätigkeiten führen sie aus? Oder ganz einfach: Was tun Pflegende?

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Pflegeaufwandmessung

Um diese Frage zu beantworten, wurden in der letzten Zeit eine ganze Reihe von Instrumenten eingeführt. Es sind Instrumente, die den sogenannten Pflegeaufwand erfassen sollen.

Im Langzeitbereich gibt es z.B. PLAISIR und RAI.



Für den Akutbereich sind in der Schweiz die Instrumente LEP und PRN besonders wichtig. Diese beiden in der Schweiz in grösserem Stil eingesetzten Instrumente werde ich anschliessend kurz etwas näher vorstellen.

Ich möchte Sie darauf hinweisen, dass all diese Instrumente und auch solche, die in der Gemeindekrankenpflege eingesetzt werden können, in meinem Buch über "Leistungserfassung und Patientenkategorisierung in der Pflege" [5] kurz beschrieben sind.

Heute möchte ich etwas sagen über die Konstruktionsprinzipien, die Möglichkeiten und Grenzen solcher Instrumente. Dazu werde ich LEP und PRN als Beispiele verwenden.

*

LEP heisst: "Leistungserfassung in der Pflege".

Dieses Instrument ist aus der Wiedervereinigung von SEP [6] und PAMS [1] [16] hervorgegangen. SEP war die Version des Universitätsspitals Zürich (USZ).


L E P   =   S E P   &   P A M S

Es wird auch von weiteren Spitälern des Kantons Zürich eingesetzt. PAMS war die Version des Kantonsspitals St. Gallen, wo es schon seit anfangs der 90iger Jahre eingesetzt wurde (seit 1.1.94 spitalweit). Auch in dieser Form wurde das System später in weiteren Spitälern eingeführt, z.B. in Chur. Dieses Jahr nun wurden die beiden Instrumente wieder zu einem einzigen Instrument verschmolzen und mit dem Namen LEP versehen.

LEP erfasst patientenbezogene Pflegeleistungen täglich. Pflegeleistungen sind z.B.:



Jede dieser Position wird in einem Handbuch näher beschrieben. Z.B.: [1]  
 

Körperpflege mit Hilfe:
Beschreibung:
Der Patient/die Patientin erhält für seine Körperpflege Hilfestellungen.
Beispiele:
  • Waschwasser, Toilettenutensilien ans Bett bringen.
  • Einzelne Körperteile waschen (Rücken, Beine, Intimbereich).
  • Waschen am Lavabo mit Pflegenden.
  • Vorbereitung des Bades, der Dusche.
  • Nagelpflege (Manicure) in Zusammenhang mit der Körperpflege.
  • Reinigen der Zahnprothese durch Pflegende.
Zeitwert:
30 Minuten.

Abb. 1: Beispiel der Beschreibung
einer Pflegeleistung aus PAMS

 
 

Die 30 Minuten sind eine Vorgabezeit: Man nimmt an, dass man etwa 30 Minuten braucht, um eine Körperpflege mit Hilfe durchzuführen.

*

Das in der Westschweiz favorisierte Instrument heisst PRN [4]. Diese Abkürzung steht für "Projet de Recherche en Nursing" (Pflegeforschungsprojekt). Das System stammt aus Kanada. In der Schweiz wurde es in den Universitätsspitälern von Genf und Lausanne flächendeckend eingeführt [7]. Auch weitere Spitälern benutzen es. Seit Ende 1995 ist es auch in deutsch verfügbar. Das erste deutschsprachige Spital, das PRN anwendet, ist das Oberwalliser Kreisspital in Brig. Es ist vorgesehen, PRN auch am Inselspital und am Kantonsspital Basel einzusetzen (in beiden Spitälern sind auf Anfang nächstes Jahr Piloteinsätze vorgesehen).

Anmerkung vom Juni 1999: Basel hat sich nun entschieden, im Oktober 1999 mit der Einführung von LEP zu starten. [Info von W. Pöder, Abteilung Qualität und Pflege, Kantonsspital Basel].

*

Sowohl LEP wie auch PRN dienen der Berechnung des Pflegepersonalbedarfs (Personaldotation). Dazu werden einzelne Pflegeleistungen täglich erfasst (bei PRN ursprünglich sogar 1x pro Schicht).

Bei LEP werden die Leistungen im Nachhinein erfasst. Bei PRN werden die Leistungen vorausblickend erfasst: PRN erfasst also die erforderlichen Pflegeleistungen (soins requis), währenddem mit LEP die erbrachten Leistungen protokolliert werden (soins donnés).

*

Jeder Pflegeleistung ist eine Vorgabezeit zugeteilt.
 
 
Nr. Bezeichnung Min./Tag
5.1
5.2
5.3
Ausscheidung selbständig
Ausscheidung mit Hilfe
Ausscheidung aufwendung
5
25
50
5.4 Dauerkatheter 20
5.5 Flüssigkeitsbilanz 20
5.6 Erbrechen mehr als 3x 50
5.7 Darmspülung 30

Abb. 2: LEP: Ausscheidung

 
 
Nr. Bezeichnung Anz. Min./Tag
A01
A02
A03
Urinflasche 1-3
4-7
>= 8
5
10
20
A04
A05
A06
Steckbecken 1-3
4-7
>= 8
10
25
45
A07
A08
Hilfestellung beim Toilettengang 1-2
>= 3
10
25
A09
A10
A11
Pflege bei Inkontinenz 1-3
4-7
>= 8
15
30
55
A12 Windeln / Lernhöschen /
Töpfchen (0-4 Jahre)
  30
A13 Pflege bei Dauerkatheter / Kondom   10
A14
A15
Stomapflege 1
>= 2
30
75

Abb. 3: PRN: Ausscheidung

Wie man sieht, werden die Pflegetätigkeiten bei PRN etwas detaillierter beschrieben. Damit ist man genauer. Aber dies bedeutet auch, dass man mehr Zeit zum Lernen und evtl. zum Erfassen braucht.
 
 
Nr. Bezeichnung Min./Tag
6.1 Pflegegespräch 30
6.2 Instruktion Pat. / Angehörige 30
6.3 Betreuung in Krise 60
6.9 Dauernde Präsenz 240
24.8 Ergänzende pflegerische Massnahme Anz. x 15

Abb. 4: LEP: Gespräch

 
 
Nr. Bezeichnung Anz. Min./Tag
K01 Unterstützende Kommunikation   15

K02
K03
K04
Informationssammlung:
  • intermittierend
  • Aufnahmegespräch / spez. Beurteilung
  • Intensive Nachforschung
  •  
    15
    45
    90
    K05
    K06
    K07
    Anleitung Patient oder Angehörige 1
    2-3
    >= 4
    15
    35
    50
    K08
    K09
    K10
    Helfende Pflegegespräche/-beziehung < 1h
    1-2h
    > 2h
    30
    60
    120

    K11
    K12
    Psychotherapeutische Interventionen:
  • mässige
  • intensive
  •  
    120
    210
    K13 Begleitung in Krisensituationen   360
    K14
    K15
    K16
    Psychotherapeut. Gruppentherapien:
  • leicht
  • leicht
  • mittelmässig
    desorganisierte Patienten
  • 1
    >=2
    1
    15
    30
    25
    K17
    K18
    Beschäftigende Gruppentherapie 1-2
    >=3
    15
    35
    K19
    K20
    Pädagogische Gruppentherapie 1-2
    >=3
    20
    45
    K21
    K22
    K23
    Ausgang in der Gruppe >1h
    2-3h
    >=3h
    20
    45
    85

    Abb. 5: PRN: Kommunikation

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    Kompatibilität von PRN und LEP

    Beim genaueren Hinsehen wird man merken, dass es zwischen PRN und LEP nicht nur Unterschiede im Detaillierungsgrad gibt, sondern auch Unterschiede inhaltlicher Art:

    Das z.B. wird bereits ersichtlich, wenn ich das Eingangsbeispiel zu codieren versuche:

    Das "Wechseln der Bettwäsche" ist in beiden Instrumenten keine eigene Positition. In LEP ist nur das nicht-routinemässige Wechseln der Bettwäsche speziell erwähnt und zwar unter "Ausscheidung". Analog wird letzteres auch bei PRN unter "Pflege bei Inkontinenz" aufgeführt. Allerdings ist bei PRN "Ausscheidung" auf Blasen- und Darmentleerung beschränkt, währenddem bei LEP die Ausscheidung zusätzlich auch die Ausscheidung von Wundsekret, Erbrechen und Schwitzen beinhaltet. Ansonsten gehört das "Wechseln der Bettwäsche" bei PRN zur "Körperpflege".

    An diesem Beispiel sehen Sie, dass bereits das Beschreiben der Tätigkeiten der Pflegenden eine gar nicht so einfache und eindeutige Angelegenheit ist.

    Wir können auch noch versuchen, die "Hilfe beim Ankleiden eines frischen Spitalhemdes" zu codieren. Bei PRN gehört das "An- und Ausziehen der Bettkleidung" zur "Körperpflege". (Für "Hilfe beim Anziehen der Zivilkleidung" gibt es bei PRN noch zwei separate Positionen). In LEP jedoch ist "Ankleiden" unter Mobilisation aufgeführt. In den Anfangszeiten von SEP/PAMS war "Ankleiden" eine eigene Erfassungsposition. Heute ist sie den Positionen "Mobilisation selbständig, mit Hilfe, usw." zugeordnet.

    *

    Wenn wir also Herrn Huber nach LEP und nach PRN codieren, dann erhalten wir folgende Eintragungen:
     
     
    Tätigkeit LEP Zeit
    Wechseln der Bettwäsche Ausscheidung mit Hilfe (nicht routinemässiger Bettwäschewechsel z.B. wegen Schwitzen) 25
    Hilfe beim Anziehen frischer Kleider Mobilisation mit Hilfe 30
    Gespräch über die Rückkehr nach Hause Pflegegespräch 30

    Abb. 6: LEP: Beispiel

     
     
    Tätigkeit PRN Zeit
    Wechseln der Bettwäsche Körperpflege 1x 10
    Hilfe beim Anziehen frischer Kleider
    Gespräch über die Rückkehr nach Hause Intermittierende Informationssammlung 15

    Abb. 7: PRN: Beispiel

    Zu den LEP-Positionen ist zu sagen, dass sie nur einmal pro Tag angekreuzt werden können. D.h. die gesamte in diesem Beispiel zur Verfügung stehende Zeit von 1 Stunde und 25 Minuten bezieht sich auf alle Tätigkeiten, die im Verlaufe eines Tages für diesen Patienten im Zusammenhang Ausscheidung, Mobilisation und Gesprächen ausgeführt wurden.

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    Fragen



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    Abgebildete Leistungen

    Es ist festzuhalten, dass nicht alles, was Pflegende tun, sich direkt auf den Patienten bezieht. Es gibt nebst patientenbezogenen Tätigkeiten auch stationsbezogene und mitarbeiterbezogene Tätigkeiten.

    In Anlehnung an PRN können die Arbeiten unterteilt werden in:



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    Berechnung des Personalbedarfs

    Auf den Erfassungsblättern, die täglich ausgefüllt werden, werden nur die patientenbezogenen Leistungen erfasst. Wir haben das an den früher gezeigten Beispielen gesehen. Die übrigen Leistungen: die stationsbezogenen und die mitarbeiterbezogenen Leistungen werden berechnet. LEP und PRN wenden dabei ein unterschiedliches Schema an.

    All diese Berechnungen dienen gemäss dem ursprünglichen Zweck der Instrumente der Ermittlung des Personalbedarfs.

    Um den Personalbedarf zu berechnen werden zuerst einmal die Vorgabenzeiten der erfassten Pflegeleistungen aller Patienten pro Station und Tag addiert: Dies ergibt die Pflegezeit.


    Pflegezeit = Summe der (Leistungen x Vorgabezeiten)

    Dies ist ein Sollwert (oder besser: Referenzwert): Aufgrund der erbrachten Leistungen wird erwartet, dass der tatsächliche Pflegeaufwand auf der Station in etwa der errechneten Pflegezeit entspricht.

    Im PAMS, einem der Vorgänger von LEP, wurden nun diese Zeiten direkt der (gewichteten) Summe der Präsenzzeiten des Personals auf der Station gegenübergestellt:  
     

    
          Zeit/Tag
          und Station
           ^
           |
           |    ·-------------·    ·-------------·
           |    |             |    | übrige      |
           |    |             |    | Tätigkeiten |
           |    | Präsenzzeit |    ·-------------·
           |    | des         |    |             |
           |    | Personals   |    | Pflegezeit  |
           |    |             |    | am/für      |
           |    |             |    | Patienten   |
           |    |             |    |             |
         --0----+-------------+----+-------------+---------
     
    

     
     

    Da durch die Erfassung der patientenbezogenen Leistungen nicht alle Tätigkeiten der Pflegenden erfasst sind, ergibt sich natürlicherweise eine Differenz zwischen Personalzeit (Präsenzzeit) und Pflegezeit. Für die übrigen Tätigkeiten wurden ja keine Blätter ausgefüllt.

    Es wird nun berechnet, wie gross der Anteil der übrigen Tätigkeiten im Verhältnis zur Personalzeit ist:


              übrige Tätigkeiten
    C-Wert =  --------------------
               Personalzeit
    	

    Anmerkung: Der hier angegebene «C-Wert» wurde zu Beginn «Faktor C» genannt. – Als «Faktor C» wird nun das anzustrebende Verhältnis von Personalzeit zu Pflegezeit bezeichnet. Damit wird der «gesamte Pflegeaufwand» berechnet: Gesamter Pflegeaufwand = Faktor C * Pflegezeit.

    Bei einer normal ausgelasteten Station beträgt der C-Wert erfahrungsgemäss etwa 25% bis 40%.

    Konkret wird das berechnet, indem man die Leistungen über einen Monat aufzeichnet.

    D.h. nun also: Wenn die erfassten Leistungen mehr als 60% bis 75% der Personalzeit ausmachen, dann ist das Personal überdurchschnittlich belastet. Es bleibt dann nicht mehr genügend Zeit für die "übrigen Tätigkeiten". Umgekehrt wird auch angenommen, dass ein Team nicht ausgelastet ist, wenn die Pflegezeit weniger als etwa 60% bis 75% der Personalzeit auszmacht.

    In SEP wurde bis jetzt eine analoge, aber leicht modifizierte Rechnungsweise angewandt.

    In PRN werden die nicht patientenbezogenen Leistungen auf verschiedene Weisen bewertet. Grundsätzlich wird jedoch nicht die Pflegezeit mit einem Faktor multipliziert. Für verschiedene Typen von zusätzlichen Arbeiten werden zum Teil pro Station, zum Teil pro Patient Werte errechnet und zur Pflegezeit addiert. Es wird z.T. auch der Stationstyp berücksichtigt (Akut, IPS, Langzeit, . . .) und auch, ob die Toiletten in den Patientenzimmern sind oder nicht.

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    Nützlichkeit

    Wie wir also sehen, kann die Pflege mit solchen Instrumenten sehr wohl zeigen, was sie leistet und welche personellen Ressourcen nötig wären, um die anfallende Arbeit zu bewältigen.

    Diese Instrumente sagen aber nichts darüber aus, wieso diese Leistungen durchgeführt wurden. Diese Instrumente helfen nicht, zu beurteilen, ob die Leistungen nötig gewesen sind oder nicht.

    Damit kommen wir zu einer sehr grundlegenden Frage:

    Es genügt nicht, wenn Sie einfach sagen, dass Sie viel gearbeitet haben, dass es sehr streng war. Wenn Sie belegen können, wieso es so streng war, überzeugen Sie viel mehr. Es ist nötig, zu erklären, warum und wozu wir unsere Arbeit geleistet haben.

    Wir brauchen also Instrumente, die die Pflegeprobleme und die Pflegeziele festhalten. Üblicherweise dient dazu die Patientendokumentation. Dies ist jedoch gewöhnlich mehr ein internes Instrument. Wir benutzen es kaum, um zu zeigen, was Pflegende leisten.

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    WARUM ?   (Pflegeprobleme)

    Natürlich: Sie pflegen Ihre Patienten, weil sie krank sind, weil sie Ihre Unterstützung benötigen, weil die Patienten ein Selbstpflegedefizit aufweisen.

    Je nach Pflegeumgebung (Langzeitpflege, Akutpflege, usw.) hat das Selbstpflegedefizit einen unterschiedlichen Charakter.

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    Langzeitpflege

    Beginnen wir mit der Langzeitpflege. Der tägliche Aufwand ist hauptsächlich abhängig vom Gesundheitszustand des Patienten. Wenn ich auf die Frage antworten soll, warum ich die erbrachten Pflegeleistungen erbracht habe, dann werde ich sagen, dass der eine Patient Parkinson hat und deshalb zum Essen geführt werden muss und dass ihm beim Essen geholfen werden muss. Ein anderer Patient ist bettlägerig, und es besteht eine grosse Dekubitusgefahr. Deshalb wird er alle zwei Stunden (zu zweit) umgelagert. Die Zeit beim Patienten wird genutzt, um mit ihm auf verschiedene Weise in Kontakt zu kommen und ihm Zuwendung zu zeigen: Im Gespräch, in einer prophylaktischen Massage und beim Durchbewegen der Glieder. Diese Kontakte sind für ihn auch deshalb wichtig, weil er sehr wenig Besuch hat.

    *

    Um zu erklären, warum ich tue, was ich tue, weise ich also auf die gesundheitlichen Probleme der Patienten hin.  
     

    
         ·------------·          ·------------·   
         |            |          |            |
         | Pflege-    | -------> | Pflege-    |
         | diagnosen  |          | massnahmen |
         |            |          |            |
         ·------------·          ·------------·
               ^
               |
       ·----------------·
       |  medizinische  |
       |  Diagnosen     |
       ·----------------·
     
    

     
     

    Zur Beschreibung dieser Probleme können Pflegediagnosen (z.B. nach NANDA [3]) verwendet werden. Oft geschieht dies in Kombination mit medizinischen Diagnosen. Die Pflegediagnosen bezeichnen mehr die Behinderungen und Risiken; die medizinischen Diagnosen geben die den Behinderungen zugrundeliegenden Krankheiten an.

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    Akutpflege

    Im Akutbereich ist all das etwas schwieriger. Im Akutbereich ist die Arbeit der Pflegenden nicht oder nicht nur abhängig vom allgemeinen Gesundheitszustand.  
     

    
         ·------------·          ·------------·   
         |            |          |            |
         | Pflege-    | -------> | Pflege-    |
         | diagnosen  |          | massnahmen |
         |            |          |            |
         ·------------·          ·------------·
               ^      ^                ^
               |       \               |
               |        \         Verordnungen
               |         \             |
               |          \            |
               |           \_____·------------·
       ·----------------·        |            |
       |  medizinische  | -----> | Ärztliche  |
       |  Diagnosen     |        | Massnahmen |
       ·----------------·        |            |
                                 ·------------·
     
    

     
     

    Einerseits werden durch die angewandten ärztlichen Massnahmen neue, meist temporäre Pflegeprobleme geschaffen. Andererseits sind gewisse Leistungen der Pflege direkt zurückzuführen auf ärztliche Verordnungen.

    In dieser Situation besteht nun die Versuchung, alle Pflegeleistungen direkt von der ärztlichen Diagnose her zu begründen. Bei chirurgischen Fällen geht dies oft auch recht gut. Man kann z.B. sagen, dass eine gewisse Diagnose, z.B. eine Leistenhernie, Pflegemassnahmen in einer bestimmten Reihenfolge nach sich ziehen.

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    Behandlungspfade

    So kann man ganze Behandlungspfade zusammenstellen. Darin ist notiert, welche Leistungen bei bestimmten Problemen typischerweise durchgeführt werden. (Vgl. [13] und [11].)

    Ein Behandlungspfad kann z.B. bei einer stationär durchgeführten Operation wegen Leistenhernie für den ersten Tag nach Operationstag in der "LEP-Sprache" so aussehen:


    Essen/Trinken: mit Hilfe20
    Körperpflege: mit Hilfe25
    Ausscheidung: aufwendig60
    Mobilisation: mit Hilfe30
    Spezielle Prophylaxe 15  (Kompressionsstrümpfe)
    Pflegegespräch30
    Instruktion Patient/Angehörige 30
    Pflegedokumentation: aufwendig20
    Überwachung: 6x30
    Verbandwechsel einfach: 1x10
    Drainage: 1x5
    Wickel/Eisapplikationen: 3x15
    Medikation: Injektion s/c: 1x 5  (Liquemin)
    Medikation anal/oral/andere: 2x 6  (Schmerzmittel)
    Arztvisite: 1x5
    Kardexvisite/Verordnung: 1x    3
    TOTAL  309  LEP-Minuten

    Die in diesem Behandlungspfad eingetragenen Leistungen können - wie gezeigt - mit Vorgabeminuten gewichtet werden:

    Wenn ich nun wirklich so einen Patienten pflege, dann erbringe ich nicht sicher genau diese Leistungen. Ich kann notieren, was ich tatsächlich alles gemacht habe. Wenn ich zusätzlich noch sage, dass ich diese Leistungen für einen Patienten mit Leistenhernien-Operationen am Tag nach seiner Operation erbracht habe, dann werden mir 309 Pflegeminuten gleich "abgekauft". Wenn also etwa 5 Stunden für diesen Patienten aufgewendet habe, dann wird niemand fragen, weshalb ich soviel Zeit gebraucht habe, denn man weiss, dass für einen Patienten am ersten Tag nach einer Leistenhernienoperation etwa Leistungen dieses Umfanges anfallen.

    *

    Grössere Abweichungen von dieser typischen Behandlung sollten begründet werden können.

    Vermutlich werden abweichende Pflegetätigkeiten vor allem im Bereich der eigenständigen Pflege vorkommen.

    Ein wichtiger Teil von Abweichungen ist darauf zurückzuführen, dass der Patient nebst den gesundheitlichen Problemen, die behandelt werden, noch weitere Probleme hat, die einer Betreuung, insbesondere einer pflegerischen Betreuung bedürfen.

    Manche Probleme der Pflege treten also als temporäre Probleme auf. Sie stehen gewöhnlich im Zusammenhang mit der akuten Erkrankungen und den getroffenen ärztlichen Massnahmen.  
     

    
       ·----------------·        ·------------·   
       |         |chron.|        | eigen-     |
       |Pflege-  |------| -----> | ständige   |
       |diagnosen|temp. |        | Pflege     |
       |         |      |        |------------|
       ·----------------·        | weisungs-  |
               ^     ^           | gebundene  |
               |      \          | Pflege     |
               |       \         ·------------·
               |        \              ^
               |         \             |
               |          \       Verordnungen
               |           \           |
               |            \          |
               |             \___·------------·
       ·----------------·        |            |
       |  medizinische  | -----> | Ärztliche  |
       |  Diagnosen     |        | Massnahmen |
       ·----------------·        |            |
                                 ·------------·
     
    

     
     

    Andere Probleme, mit denen sich die Pflege auseinander zusetzen hat, sind länger anhaltende Probleme. Bei Akutbehandlungen bestanden viele dieser Probleme bereits vor der Behandlungsaufnahme und vor der akuten Erkrankung.

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    Primäre und sekundäre Probleme im Fallkosten-Modell KSA

    Im Fallkosten-Modell [9], das sich am Kantonsspital Aarau (KSA) seit 1½ Jahren im Aufbau befindet, haben wir ursprünglich zwischen ärztlichen und zusätzlichen pflegerischen Problemen unterschieden. Da ein guter Arzt aber auch Probleme, die hauptsächlich von der Pflege behandelt oder betreut werden, erkennt (und möglicherweise codiert), ist diese Unterscheidung irreführend.

    Wir fanden es deshalb besser, bei der Akutbehandlung zwischen primären und sekundären Problemen zu unterscheiden:

     
     
    Bezeichnung Charakterisierung
    Primäre Probleme rechtfertigen den Spitalaufenthalt
    Sekundäre Probleme sind zusätzliche Probleme, die den Behandlungsaufwand erhöhen

     
     

    Sekundäre Probleme bei der Akutbehandlung sind oft Behinderungen aller Art.

    Die sekundären Probleme wurden im Fallkosten-Modell des Kantonsspitals Aarau aus Sicht der Pflege in einem ersten Schritt provisorisch in drei Dimensionen eingeteilt:  
     

    • Körperliche Selbständigkeit
    • Verhalten, Orientierung und Kommunikation
    • Soziale Selbständigkeit

     
     

    Zur Beurteilung der sozialen Selbständigkeit aus der Sicht der Akutpflege hat sich die poststationäre Betreuungssituation als besonders relevantes Kriterium herauskristalisiert. Sie beinhaltet:



    Dies ist also ein erster, grober Ansatz, nach dem im KSA die sekundären gesundheitlichen Probleme benannt werden könnten.

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    WOZU ?   (Ziele)

    Die Pflegeprobleme, die im Zusammenhang mit der akuten Erkrankung und deren Behandlung auftreten, sind meist vorübergehender Natur (temporäre Probleme). Die sekundären Probleme sind jedoch meist längeranhaltend. Ich nenne sie hier deshalb auch "chronische" (d.h. andauernde) Probleme.

    In anderen Umgebungen, z.B. in der Geriatrie oder in der Rehabilitation, werden diese chronischen Probleme oft nicht nur betreut, sondern sie sind dort die primären Probleme.

    Da diese Probleme selten ganz zum Verschwinden zu bringen sind, ist in solchen Umgebungen ein anderes Denken erforderlich: Die Krankheit kann oftmals nicht mehr geheilt werden, sondern es muss nach Wegen gesucht werden, wie sie stabilisiert werden kann, und wie die daraus entstandenen Behinderungen gelindert und bewältigt werden können.

    Der Pflegeaufwand (was die Pflege leistet) wird hier sehr stark abhängig von den Zielen, die man sich bei der Behandlung steckt.

    Ziele können sein:

  • Heilen
  • Lindern
  • Erhalten
  • Bewältigen

    D.h. wir können eigentlich nicht direkt von den Pflegeproblemen auf die Pflegemassnahmen schliessen, sondern wir müssen zunächst die Ziele (im Team und zusammen mit dem Patienten!) festlegen, um überhaupt die Behandlung planen zu können.  
     

    
                            ·---·
                            |   |    ·-------------·
                            |   |    | inter-      |   
                            |   |    | disziplinäre|
                            |   |    | Pflege      |
       ·----------------·   |   |    |-------------|
       |         |chron.|   |   |    | eigen-      |
       |Pflege-  |------| --|   |--> | ständige    |
       |diagnosen|temp. |   |   |    | Pflege      |
       |         |      |   | Z |    |-------------|
       ·----------------·   |   |    | weisungs-   |
               ^        ^   | I |    | gebundene   |
               |         \  |   |    | Pflege      |
               |          \ | E |    ·-------------·
               |           \|   |          ^
               |            | L |          |
               |            |   |     Verordnungen
               |            | E |          |
               |            |   |          |
               |            |   |\___·-------------·
       ·----------------·   |   |    |             |
       |  medizinische  | --|   |--> | Ärztliche   |
       |  Diagnosen     |   |   |    | Massnahmen  |
       ·----------------·   |   |    |             |
                            |   |    ·-------------·
                            |   |
                            ·---·    
    

     
     

    Ziele - das Wozu der Behandlung - werden gesetzt aufgrund:


    und auch aufgrund


    Das Gesundungspotential ist der bei optimaler/angemessener Behandlung erreichbare Gesundheitszustand.

    Ressourcen des Patienten sind Kräfte, Fähigkeiten und Möglichkeiten, die dem Patienten zur Verfügung stehen und die er zur Gesunderhaltung und/oder zur Bewältigung der Krankheit einsetzen kann.

    Ziele können als Langzeitziele und als kurzfristige Ziele gesetzt werden.

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    ERGEBNIS

    Wenn wir zeigen wollen, was Pflege leistet, wäre es sehr elegant, "einfach" auf die Ergebnisse unserer Arbeit hinzuweisen. Dies sind z.B.:

    Allerdings ist es nicht immer leicht, das Ergebnis der Behandlung auf einzelne Leistungen zurückzuführen. Das Ergebnis ist das Zusammenspiel vieler und ist abhängig von dem, was der Patient selbst dazu beiträgt:  
     

    
       ·----------·        Massnahmen       ·----------·
       |          | -----   anderer   ----> |          |   
       |          |      Berufsgruppen      |          |
       |          |                         |          |
       |          |                         |          |
       |          |      Interventionen     |          |
       |          | -----  der Pflege ----> |          |
       |          |                         |          |
       | PROBLEME |                         | ERGEBNIS |
       |          |                         |          |
       |          | -----  Anteil des ----> |          |
       |          |        Patienten        |          |
       |          |                         |          |
       |          |                         |          |
       |          | -----   soziale   ----> |          |
       ·----------·         Umgebung        ·----------·
     
    

     
     

    Es gibt verschiedene Versuche, die Ergebnisse der Pflege in formaler Form festzuhalten.

    Einer dieser Versuche nennt sich NOC = Nursing-Sensitive Outcomes Classification (= Klassifikation der von der Pflege beeinflussten Ergebnisse) [8] [15]. Bereits der Name deutet es an: Mit dieser Klassifikation sollen nur jene Ergebnisse bezeichnet werden können, die in Zusammenhang mit der Pflege stehen.

    *

    Ein besonderes Problem bei der Beurteilung der Ergebnisse liegt darin, dass ein Grossteil der Arbeit darauf angelegt ist, dass das Ergebnis unsichtbar bleibt. Z.B. nannte ich vorhin einen "geheilten Dekubitus" ein Ergebnis. Geradesogut kann auch ein "verhinderter Dekubitus" ein Ergebnis sein. All die Probleme, die dank umsichtiger Pflege nicht eintraten, sind Ergebnisse und sollten als solche erkannt werden. Allerdings werden solche Ergebnisse hauptsächlich eben erst dann wahrgenommen, wenn Probleme auftreten, die eigentlich hätten verhindert werden können, z.B.:

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    WEM zeigen?

    Angesichts der dargestellten Möglichkeiten, aber auch der Probleme, zu zeigen, was die Pflege leistet, muss nun erst recht gefragt werden: Wem soll gezeigt werden, was die Pflege leistet?

    Der erste Kunde ist der Patient. Um dem Patienten zu zeigen, was die Pflege leistet, ist das Gespräch vorrangig: Je nach Charakter des Patienten wird man versuchen, dem Patienten zu erklären, was, weshalb und mit welchem Ziel man etwas tut, und man schafft eine Beziehung, in der der Patient spürt, dass er auf Unterstützung und Hilfe zählen kann.

    *

    Als zweites - so scheint es mir momentan - sollten die Pflegenden sich selbst zeigen, was sie leisten. Wie wichtig sind z.B. die «inoffiziellen» Inhalte der Pflege?

    «Inoffizielle» Inhalte der Pflege sind (nach Steffen-Bürgi [12]) Tätigkeiten, die nicht angeordnet, geplant, dokumentiert und kontrolliert sind, die aber wesentlich sind in der täglichen Arbeit. Z.B. Gespräche mit Patienten, die nicht direkt die Krankheit betreffen; Verständigungsprobleme mit anderssprachigen Patienten; ein Glas Milch um halb zehn bringen, weil sich die Patientin so gewöhnt war.

    Was wollen, was können wir zeigen? Welche Vokabulare, Klassifikationen und Codierungssysteme stehen uns dazu zur Verfügung?

    *

    Was die Politiker und Krankenkassen betrifft, so besteht ein "kleines" Problem: Ich frage mich, ob sie wirklich wissen wollen, was die Pflege leistet, oder ob sie nur wissen wollen, ob die Pflege nicht zuviel gekostet hat.

    Somit müssen den Krankenkassen und Politikern drei Dinge gezeigt werden:  
     

    • Erstens, warum es wichtig ist, zu wissen, was die Pflege leistet im Sinne von: Wozu ist die Pflege da?  
       
    • Zweitens, dass die erbrachten Leistungen nötig waren, d.h.: Welche Probleme und Ziele standen am Anfang der Behandlung bzw. der Betreuung?  
       
    • Drittens, dass der Aufwand zur Erbringung angemessen war. Oder mit moderneren Worten: Dass effizient gearbeitet wurde, d.h.: Wurden die Leistungen kostengünstig erbracht?

     
     

    * * *

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    ERGÄNZUNGEN

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    Behandlungspfade im Fallkosten-Modell KSA

    Bei der Weiterentwicklung des Fallkosten-Modelles KSA [9] wurde einerseits zwischen primären und sekundären gesundheitlichen Problemen unterschieden. Andererseits wurde die Beschreibung des Patienten (Patientenmerkmale, insbesondere Probleme) und die Beschreibung der Behandlung bzw. Betreuung (Behandlungsmerkmale) auseinandergehalten. Vereinfacht lässt dies sich wie folgt darstellen:  
     

      Primäre Probleme Sekundäre Probleme
    Probleme Behandlungsfallgruppen Selbständigkeit:
    • körperlich
    • Verhalten und Kommunikation
    • sozial
    Behandlung Behandlungs-Fallpfad Behandlungs-Tagespfad

     
     

    Im Zentrum der Entwicklung stehen die Behandlungspfade für Routinebehandlungen. Bei ihrer Zusammenstellung werden unweigerlich die heutigen Praktiken bezüglich Effizienz und Qualität überdacht.

    Behandlungspfade sind Bündel von ärztlichen, pflegerischen und anderen Leistungen, die eine typische Behandlung zu einem gegebenen Problem darstellen. Es ist uns wichtig, anzumerken, dass Behandlungspfade nicht jene Leistungen darstellen, die durchgeführt werden müssen. Behandlungspfade sind eine Art Referenz. Die darin enthaltenen Leistungen können bewertet werden aufgrund einer sogenannten Kostenstellen- und Leistungsrechnung, die nun jedes Spital gemäss neuem KVG führen soll. Somit können die erbrachten Leistung, speziell auch die Leistungen der Pflege bewertet werden. Und zwar nicht nur global, sondern auch für einzelne Patientengruppen. Z.B. wird es so möglich zu sagen, wieviel die Pflege eines Patienten der wegen Leistenhernie operiert wird, durchschnittlich kostet.

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    NMDS: Nursing Minimum Data Set

    Nicht nur wir hier überlegen uns, wie gezeigt werden könnte, was die Pflege leistet. Im Rahmen von Gesundheitsstatistiken wird es immer wichtiger, auch zahlenmässig zu belegen, was geleistet worden ist.

    So bestehen einige Initiativen in den USA und seit kurzen auch in Europa, einen Basisdatensatz der Pflege zusammenzustellen. Darin werden für jeden Patienten und Spitalaufenthalt wesentliche Informationen der Pflege zusammengestellt.

    Mit dem NMDS sollen gesammelt werden: [14] [17]

     
     
    NMDS-Item Mögliche Codierungssysteme
    Pflegediagnosen ICNP: Phänomene
    NANDA-Diagnosen [3]
    Pflegeinterventionen ICNP: Interventionen
    NIC-Interventionen [10]
    Pflegeergebnisse ?
    (NOC [8] [15])
    Pflegeaufwand Zeiten
    Franken
    LEP [1] [6] [16]
    PRN [4]

     
     

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    LITERATURHINWEISE

    [1] Bamert U, Maeder C (PAMS): Pflegeaufwand Mess-System PAMS. Ein Handbuch für die Leistungserfassung in der Krankenpflege im Akutspital. St. Gallen 1994 (Leitung Pflegedienst KSSG): 80 S.

    [2] BFS-CH (Detailkonzept): Statistik der stationären Betriebe des Gesundheitswesens. Detailkonzept. 18.4.96 (BFS, Sektion Gesundheit):61 S + Anhänge 1 (Erhebungen bei den Krankenhäusern, betriebliche Daten), 2 (Medizinische Statistik der Krankenhäuser), 4 (Erhebungen bei den sozialmedizinischen Institutionen, betriebliche Daten).

    [3] Doenges ME, Moorhouse MF (Pflegediagnosen): Pflegediagnosen und Massnahmen. 2., ergänzte Auflage, Bern Göttingen Toronto Seattle 1994 (Huber): 536 S.

    [4] EROS Equipe de Recherche Operationelle en Santé (PRN87): Das PRN-System zur Messung des zeitlichen Pflegeaufwandes. Die Messung der erforderlichen Pflegetätigkeiten für einen Patienten für eine Periode von vierundzwanzig Stunden. 5. überarbeitete Ausgabe, aus dem Französischen übersetzt von Knecht S. Montréal 1995 [1987].

    [5] Fischer W (PCS/Pflege): Leistungserfassung und Patientenkategorisierung in der Pflege. Ein Überblick. Aarau 1995 (VESKA): 124 S.

    [6] Güntert BJ, Maeder C (SEP): Ein System zur Erfassung des Pflegeaufwandes. Darstellung der Methode SEP des Universitätsspitals Zürich. Muri 1994 (Schriftenreihe SGGP 37): 129 S.

    [7] Henchoz JD, Raë AC (PRN/CH): Implantation d'un système de mesure de la charge en soins infirmiers dans deux hôpitaux universitaires. In: Actes des 5ièmes Journées Francophones d'Informatique Médicale (Dossier Patient, Codage et Langages Médicaux), Genève 1994:188-93.

    [8] Johnson M, Maas M et al. (NOC): Classification of Nursing Sensitive Patient Outcomes. University of Iowa, College of Nursing, 1994, 4 S.

    [9] KSA (Fallkosten): Fallkosten-Modell Kantonsspital Aarau. Gesamtstrategie für die Einführung einer Kostenträgerrechnung im Kantonsspital Aarau. Aarau 1995 (KSA): ca. 294 S.

    [10] McCloskey JC, Bulechek GM [Hrsg] (NIC/2): Nursing Intervention Classification (NIC). Second Edition, St. Louis 1996 (Mosby-Year Book): 739 S.

    [11] Schmidt KJ, Heuser U (PBL): Weiterentwicklung der Fallpauschalen zu Patientenbehandlungsleitlinien (PBLs). In: f&w 1994(11)3:173-7.

    [12] Steffen-Bürgi B (Pflegeinhalte): «Offizielle» und «inoffizielle» Inhalte der Pflege. In: Pflege 1991(4)1:45-53.

    [13] Stösser A (Pflegestandards): Pflegestandards. Erneuerung der Pflege durch Veränderung der Standards. 2., erweiterte Auflage Berlin Heidelberg 1993 (Springer).

    [14] Weber P (NMDS): Les données minimales de soins infirmiers. In: Krankenpflege 1996/4:13-7.  
     
    Neuere Literatur

    [15] Maeder et al. (1999) LEP-Methode 1.1 :
    Maeder C, Bruegger U, Bamert U. Beschreibung der Methode LEP®. Anwendungsbereich Gesundheits- und Krankenpflege für Erwachsene und Kinder im Spital. Version 1.1. Dritte Auflage, St. Gallen Zürich (KSSG+USZ) 1999: 30 S. Internet: http:// www.lep.ch / pdf / LEP_Heft_1.pdf.

    [16] ICN (1999) ICNP/Beta :
    International Council of Nurses. ICNP®. International Classification for Nursing Practice. Beta Version, Genf (ICN) 1999: ca. 231 S. Internet: http:// www.icn.ch / icnp.htm.

    [17] Berthou/Junger (2000) NursingData :
    Berthou A, Junger A. Nursing data. Vers un système d'information et de statistiques pour les soins infirmiers en Suisse. Rapport final. Version intégrale. Etat des travaux 1998–2000, Lausanne (ISE) 2000: 178 S.

    [18] Johnson et al. (2001) NANDA-NOC-NIC :
    Johnson M, Bulechek G, McCloskey Dochterman J, Maas Meridean, Moorhead S [Hrsg.]. Nursing Diagnoses, Outcomes, and Interventions. NANDA, NOC, and NIC Linkages. St. Louis (Mosby) 2001: 532 S.

    [19] Olsen (2001) ICNP/Review :
    Olsen PS. Classificatory Review of ICNP. Prepared for Danish Nurses' Organisation. 2001: 51 S. Internet: http:// www.icn.ch / ICNPreview.pdf.

    [20] Fischer (2002) DRG+Pflege :
    Fischer W. Diagnosis Related Groups (DRGs) und Pflege. Grundlagen, Codierungssysteme, Integrationsmöglichkeiten. Bern (Huber) 2002: 472 S. Auszüge: http:// www.fischer-zim.ch / studien / DRG-Pflege-0112-Info.htm.

    [21] Johnson et al. (2003) NOC/2nd :
    Johnson M, Maas M, Moorhead S. Pflegeergebnisklassifikation (NOC). Bern (Huber) 2003.

    [22] McCloskey/Bulechek (2003) NIC/3-de :
    McCloskey JC, Bulechek GM [Hrsg.]. Pflegeinterventionsklassifikation (NIC). Bern (Huber) 2003.

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