Fischer: DRG-Prinzipien.

Z I M   «DRGs und verwandte PCS» (Version 1.24) Kapitel D       März 2000
Letzte Änderung: 28.04.2000


D
DRG-Prinzipien

Wolfram Fischer

Zentrum für Informatik und wirtschaftliche Medizin
CH-9116 Wolfertswil SG (Schweiz)
http://www.fischer-zim.ch/


Kapitel D aus:
Diagnosis Related Groups (DRGs) und verwandte Patientenklassifikationssysteme
Kurzbeschreibungen und Beurteilung

      
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»   DRG-Quellen
»   Tabellen mit DRG-Kostengewichten
»   DRG-Nutzung 2001
 
 

Inhaltsverzeichnis

 

 

D DRG-Prinzipien 1

 

D.1 Idee 2

 

D.2 Grundzüge von DRG-Systemen 4

 

D.3 Gemeinsame Haupt­kate­gorien der DRG-Systeme 16

 

D.4 Zur DRG-Entwicklungsgeschichte 25

 

D.5 DRG-Verwandtschaftsgrad 37

 

D.6 Tabellarische Vergleiche zum DRG-Verwandtschaftsgrad 41

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D

 

DRG-Prinzipien

1

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D.1

 

Idee

2

DRG

 

DRG-Systeme unterteilen die gesamte akutstationäre Patienten­schaft auf der Basis von routinemässig erhobenen Falldaten in klinisch definierte Fall­gruppen mit ähnlichen Kosten.

3

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D.2

 

Grundzüge von DRG-Systemen

4

1 Fetter et al. [DRGs, 1991]; Paccaud et al. [DRG, 1990]; Fischer [PCS, 1997]; Fischer [DRGs im Vergleich, 1999]; Günster et al. [APDRG, 1999]; Fischer [DRG-Systeme, 2000]; Arnold et al. [KH-Report, 2000].

2 Gonella et al. [Disease Staging, 1984]; Fischer [PCS, 1997]: 231-243.

3 PRI [PMC-Rel.5, 1993]; Fischer [PCS, 1997]: 211-230.

DRG

Stationäre Akut­behandlungen

Ende der 70er Jahre begann man in den USA Systeme zur Patientenklassifikation aus ärztlich-ökonomischer Sicht zu entwickeln. Es entstanden Systeme wie:

  • Diagnosis Related Groups (DRG)1
  • Disease Staging (D.S.)2
  • Patient Management Categories (PMC)3

DRG-Systeme (Diagnosis Related Groups) haben sich seither weltweit am weitesten verbreitet.

Deren Hauptziel ist es, alle stationären Behand­lungen in Akutkrankenhäusern auf der Basis von routinemässig erhobenen Falldaten nach klinischen Kriterien in Gruppen mit ähnlichen Kosten zusammenzufassen. Damit konnten DRGs auch als Ver­rech­nungs­einheiten in Tarifvereinbarungen eingesetzt werden. In Amerika wird eine der DRG-Varianten bereits seit 1983 von der Medicare-Ver­siche­rung als Basis für Fall­pauschalen eingesetzt. (Die Medicare-Ver­siche­rung ist die staatliche Seniorenversicherung Amerikas.)

5

 

Haupt­diagnose und wichtigste Opera­tion

Die DRGs beziehen sich primär auf die erste angegebene Diagnose als Haupt­diagnose und auf die wichtigste Opera­tion. Weitere Klassi­fi­kations­merkmale sind Alter, Ge­schlecht und Austrittsart. Bei manchen DRG-Systemen wird auch das Geburts­gewicht miteinbezogen.

6

 

Tafel 1:
Bildung von DRGs aus den Daten des Austritts­datensatzes

Tafel 1: 
Bildung von DRGs aus den Daten des Austritts­datensatzes

7

   

Quelle: Fischer [Pflege­diagnosen, 1999/2001]: 12.

 
 

1 DRG pro Behand­lungs­fall

Jedem Patient wird pro Krankenhausaufenthalt genau eine DRG zugeordnet.

8

 

Trennung operativ / konservativ

Operative und nicht operative Behand­lungen werden klar auseinandergehalten.

9

 

Automatisierte Zuord­nung

Da bei der DRG-Konstruktion darauf geachtet wurde, dass alle notwendigen Daten routinemässig im ameri­ka­nischen Aus­tritts­daten­satz vorhanden sind, kann eine solche Zuord­nung automatisiert erfolgen. Dazu wird ein Gruppie­rungs­programm benötigt, welches in der angelsächsischen Welt «grouper» genannt wird.

10

 

Konstruktion

Zum Aufbau der DRG-Listen wurden Listen von Diagnosen gewöhnlich von Ärztegremien grob gegliedert und zu Gruppen zu­sammen­gefasst. Die Feinunterteilungen wurden vielfach aufgrund statistischer Analysen von Kostendaten vorgenommen. (Zu Beginn der DRG-Ent­wick­lung lagen allerdings noch kaum Kostendaten vor; deshalb wurden meist Verweildauern als Kostenindikatoren benutzt.)

11

 

Kosten­gewicht

Jeder Behand­lungs­fall­gruppe (d. h. jeder DRG) wird ein relatives Fallgewicht (meist Kosten­gewicht genannt) zugeordnet. Die ameri­ka­nischen Kosten­gewichte der DRGs wurden auf der Basis der durch­schnitt­lichen Verweildauern errechnet, später aufgrund der durch­schnitt­lichen Fak­tura­beträ­ge.

12

4 Im Medicare-Programm von HCFA ist der obere Grenzwert zur Abgrenzung der Ausreisser sowohl bezüglich der Fak­tura­beträ­ge pro Fall wie auch bezüglich der Fak­tura­beträ­ge pro Tag festgelegt als: Mittel­wert der loga­rith­mi­sierten Verteilung + 3 Standard­abweichungen. Vgl. HCFA [DRG-Rates/FR, 1998]: 40965.

 

Ausreisser und Grenzwerte

Als Ausreisser («outliers») werden Behand­lungs­fälle mit nicht er­war­tungs­gemässen Verweildauern (oder Kosten) bezeichnet. Sie werden über Grenzwerte identifiziert. Eine in DRG-Systemen oft verwendete Definition lautet: Ausreisser sind Behand­lungs­fälle, deren Verweildauer (bzw. Kosten) länger als die durch­schnitt­liche Verweildauer plus zwei bzw. drei Standard­abweichungen ist.4 In vielen DRG-Systemen werden die Grenz­verweil­dauern zunehmend durch Grenzwerte für Kosten ergänzt oder ersetzt.

13

 

DRG-Neu­implemen­tationen

Kennzahlen wie die oben erwähnten Kosten­gewichte und Ausreisserdefinitionen sind nicht Basis-Bestandteile eines Patienten­klassifi­kations­systems. Wenn ein Patienten­klassifi­kations­system angewendet wird, kann wohl die Gruppeneinteilung übernommen werden. Die Kennzahlensollten jedoch aufgrund der landeseigenen Daten berechnet werden.

14

5 Vgl. Hornbrook [PCS-Measures, 1982]: 87.

 

Stärken

Trotz manch kritisch vermerkter Probleme hat Hornbrook 1982 – in den Anfängen der DRG-Ent­wick­lung also – folgende Stärken der damals noch auf der ICD-8 basierenden DRGs aufgezählt:5

  • Die An­zahl von damals 383 Patientengruppen ist handlich klein (im Vergleich zu den ICD-9-CM-Codes).
  • Es besteht ein einfacher Klassifikationsalgorithmus, der auf routinemässig vorhandenen Daten beruht.
  • Die An­zahl Patientengruppen ist so gross, dass damit das Patienten­spekt­rum sinnvoll abgebildet werden kann.
  • Immer mehr Leute aus Kranken­häusern und Ver­siche­rungen haben sich an das System gewöhnt; für nicht wenige sind «DRGs» und «Case Mix» Synonyme (!).

15

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D.3

 

Gemeinsame Haupt­kate­gorien der DRG-Systeme

16

DRG

Gemeinsame Basis: MDC 1-23

Die Liste der Haupt­kate­gorien («MDCs» = «Major Diagnostic Categories») ist bei allen DRG-System ziemlich ähnlich. Die gemein­same Basis bilden die Haupt­kate­gorien 1 bis 23. Sie stammt noch aus der Zeit der ersten DRG-Versionen. [Tafel 2]

17

 

HIV und Polytrauma

Die Kategorien 24 und 25 für HIV- und Polytrauma-Fälle wurden erst später hinzugefügt. Bereits in den ameri­ka­nischen Systemen ist die Nummerierung dieser Kategorien nicht mehr einheitlich. [Tafel 3]

18

   

In den australischen Systemen AN-DRG und AR-DRG wurden die Behand­lungs­fall­gruppen für HIV- und Polytrauma-Fälle in die Haupt­kate­gorien 18 bzw. 21 integriert. Somit gibt es in diesen Systemen weiterhin nur 23 Haupt­kate­gorien.

19

Tafel 2:
MDCs (Major Diagnostic Categories)

MDC Bezeich­nung Eigene Kurz-Bez.
01 Nervensystem Nerven
02 Augen Augen
03 Hals, Nase, Ohren HNO
04 Atmungsorgane Atmung
05 Kreislaufsystem Kreislauf
06 Verdauungsorgane Verdauung
07 Leber, Galle, Pankreas Leb.Gall.P.
08 Skelett, Muskeln, Bindegewebe Mu.Skel.
09 Haut, Unterhaut-Zellgewebe, Mamma Haut
10 Drüsen-, Ernährungs- und Stoffwechselkrankheiten Drü.Stoffw.
11 Nieren und Harnwege Nieren
12 Männliche Ge­schlechts­orga­ne Mann
13 Weibliche Ge­schlechts­orga­ne Frau
14 Schwangerschaft, Entbindung, Wochenbett Geburt
15 Affektionen von Neu­gebo­renen und Feten Neu­gebo­rene
16 Blut, blutbildende Organe Blut
17 Krankheiten des myeloproliferativen Systems und schlecht differenzierte Neubildungen Myel.Sys.
18 Infektiöse und parasitäre Erkrankungen Infekte
19 Psyche Psyche
20 Alkohol- und Drogenmissbrauch Drogen
21 Verletzungen; Vergiftungen; toxische Wirkungen durch Arzneimittel Trauma
22 Verbrennungen Brand
23 Faktoren, die den Gesundheitszustand beeinflussen, und andere Kontakte mit der medizi­nischen Versorgung Div.Fakt.
PRE Ausnahmefälle (direkt)
err Nicht klassi­fizier­bar Fehler

20

 

Tafel 3:
Später hinzugefügte MDCs (Nummerierung gemäss HCFA-DRG-System)

MDC Bezeich­nung Eigene Kurz-Bez.
24 Polytraumata Polytrauma
25 HIV-Infektionen HIV

21

 

Strukturierung

In den einzelnen Haupt­kate­gorien ist jeweils eine An­zahl von DRGs für relativ spezifisch definierte Eingriffe und Krankheiten zu finden. In jeder Haupt­kate­gorie gibt es darüber hinaus auch Sammel­gruppen, in denen Fälle mit nicht ausgesonderten Diagnosen oder Prozeduren gesammelt werden. [Tafel 4] Die Bezeich­nungen dieser Gruppen beginnen mit «Andere/Übrige...». Ein Beispiel für eine Sammel­gruppe ist HCFA-DRG 442: «Andere Opera­tionen bei Verletzungen mit wesent­licher Begleit­erkran­kung oder Komplikation». (Dieser DRG sind über 1'200 ICD-9-CM/3-Proze­duren­codes zugeordnet.)

22

Tafel 4:
Struktur der DRG-Haupt­kate­gorien

Tafel 4: Struktur der DRG-Haupt­kate­gorien

23

   

Quelle: Nach Averill et al. [HCFA-DRG-11-Def.Man., 1993]: 14.

24

|^·<×>·v|

D.4

 

Zur DRG-Entwicklungsgeschichte

25

6 Vgl. Fetter et al. [DRGs, 1991]: 4 ff.

DRG

Ursprünglich gesucht: Instrumente für Utilization Review und Qualitätssicherung

1967 wurde die Forschungsgruppe von Fetter an der Yale University von einigen Ärzten des zugehörigen Universitätsspitals zur Ent­wick­lung eines Instrumentes zur Inanspruchnahmeüberprüfung («Utilization Review») und zur Qualitätssicherung beauftragt, denn damals wurden alle Spitäler mit Medicare-Patienten verpflichtet, ent­spre­chende Programme durchzuführen.6

26

7 Es wurde insbesondere das Programm «AUTOGRP» erstellt, das in der Lage war, aus statistischer Sicht optimale Gruppenaufteilungen aufgrund vorhandener Kriterien vorzunehmen. Vgl. Mills et al. [AUTOGRP, 1976].

8 Vgl. Fetter et al. [DRGs, 1991]: 6.

 

Suche nach Patiententypen

Zunächst wurden einige Experten befragt. Es musste festgestellt werden, dass einige tausend verschiedene Patiententypen definiert werden könnten. In der Folge konzentrierte man sich darauf, mehr nach Ähnlichkeiten als nach Differenzen zu suchen. Nach einer zweijährigen Phase der Datensammlung und der Erstellung von Werkzeugen7 konnten anfangs der 70er Jahre aufgrund von statistischen Aus­wer­tungen die ersten «relativ homogenen Behand­lungs­prozesse» ausgemacht werden.8

27

 

Fall­pauschalen

In einer zweiten Phase – Mitte der 70er Jahre – wurde das Instrument weiter entwickelt, damit es als Basis für eine prospektive Vergütung dienen konnte. Das Konzept der Vergütung von Fall­pauschalen entstand. Man erachtete dies als nötig, weil die Preise nicht durch die Mechanismen eines offenen Marktes geregelt wurden.

28

 

Fixpreise können die Qualität gefährden

Wenn nun aber die Preise pro Fall fixiert wurden, dann war es unwahrscheinlich, dass man eine überdurchschnittlich hohe Qualität produzierte, denn das würde gemäss dem zugrunde liegenden Kosten-Qualitätsmodell zu hohe Kosten und damit Verluste erzeugen. Es bestand die Gefahr, dass sich die Qualität verschlechterte. Um dem zu begegnen, kam es zur Schaffung von «Peer-Review»-Gruppen. Damit wurde die Selbstkontrolle der Ärzte institutionalisiert.

29

 

Kosten <—> Qualität

Auf diese Weise war das Problem der Qualität vorerst aus der PCS-Ent­wick­lung ausgelagert. Man konzentrierte sich fortan haupt­sächlich auf den Kostenaspekt.

30

 

DRG-Familie

DRG-Systeme haben sich in den letzten 20 Jahren in grosser Vielfalt entwickelt. [Tafel 5] Sie sind basieren aber nach wie vor auf einem minimalen Aus­tritts­daten­satz mit Haupt­diagnose, Prozeduren und weiteren Diagnosen. Sie verwenden gewöhnlich eine gleichartige Kernstruktur von Haupt­kate­gorien (MDCs 1-23), und sie unterscheiden sich vordergründig haupt­sächlich durch die Art der Ver­feine­rung nach Begleit­erkran­kungen oder Komplikationen (CC-Stufen) und nach Alter.

31

Tafel 5:
Die DRG-Grossfamilie Ende 1999

Tafel 5: Die DRG-Grossfamilie Ende 1999

32

   

Quelle: FisW2000_PCSsa.

33

Tafel 6:
Legende zu Tafel 5

DRG-System Bezeich­nung Institution / Land / Firma
AN-DRG Australian National Diagnosis Related Groups Australien
AP-DRG All Patient Diagnosis Related Groups 3M (USA)
APR-DRG All Patient Refined Diagnosis Related Groups 3M (USA)
AR-DRG Australian Refined Diagnosis Related Groups Australien
GHM Groupes homogènes de malades Frankreich
HCFA-DRG Diagnosis Related Groups der Health Care Financing Administration Centers for Medicare and Medicaid Services (USA)
IAP-DRG International All Patient Diagnosis Related Groups (seit Herbst 2000: IR-DRG = International Refined Diagnosis Related Groups) 3M (USA)
NordDRG Nordic Diagnosis Related Groups Skandinavien
SR-DRG Severity-Refined Diagnosis Related Groups Health Care Financing Administration (USA)
RDRG Refined Diagnosis Related Groups Health Systems Consultants, Inc. (USA)

34

9 Vgl. McGuire [DRG-Evolution, 1993] und Averill et al. [DRG-Evolution, 1998].

 

Jährliche Revisionen in den USA

In den USA wird jedes Jahr eine neue HCFA-DRG-Version herausgegeben. Seit ihrer ersten wichtigen Anwendung 1983 durch die Medicare-Ver­siche­rung ist man im Fiskaljahr 1999/2000 bei der 17. Version angelangt.9

35

 

Versionsnummern

Die Nummerierung der von 3M gewarteten Systeme – HCFA-DRG, AP-DRG, APR-DRG – wurden harmonisiert. Die Versionsnummern entsprechen einem ameri­ka­nischen Fiskaljahr und nicht der effektiven Version. Zum Beispiel galt die HCFA-DRG Version 12.0 galt für das Fiskaljahr 1994/95. Die Version 12.0 der AP-DRG galt zur gleichen Zeit. Eine Version 1.0 der AP-DRG gab es nicht, da mit deren Ent­wick­lung erst 1988 begonnen wurde, damals noch unter der Bezeich­nung NY-DRG.

36

|^·<×>·v|

D.5

 

DRG-Verwandtschaftsgrad

37

-

 

Die wesentlichsten Charakteristiken von DRG-Systemen sind:

  1. Zweck ist die Kategorisierung von akut-stationären Patienten in klinisch definierte Gruppen nach Kosten­intensität.
  2. Der Gruppie­rungs­prozess ist MDS-basiert, d. h., die Klassi­fi­kations­merkmale sind im routinemässig erhobenen minimalen Falldatensatz enthalten.
  3. Der Gruppie­rungs­prozess ist automatisiert.
  4. Der Gruppie­rungs­prozess basiert auf der Haupt­diagnose, welche manuell als solche festgelegt wird.
  5. Der Gruppie­rungs­prozess basiert bei chirur­gischen Eingriffen auf der wichtigsten Prozedur. Beim Vorliegen von mehre­ren Prozeduren bestimmt das Gruppie­rungs­programm, welche Prozedur als wichtigste Prozedur zu gelten hat.
  6. Der Gruppie­rungs­prozess bestimmt aufgrund ausgewählter weiterer Diagnosen die Multimoribidität. Diese dient als Indikator für den Schwere­grad der Behand­lung.
  7. Pro Behand­lungs­fall wird ein Gesamt­kosten­gewicht generiert.
  8. Pro Behand­lungs­fall wird genau eine Behand­lungs­fall­gruppe generiert.

38

   

Weitere Charakteristiken von DRG-Systemen sind:

  1. Die Aggregation der gruppierten Fälle zu Basis­fall­gruppen («Adjacent DRGs») ist möglich. (Zusammenzug der Behand­lungs­fall­gruppen ohne Unter­teilung nach Begleit­erkran­kungen oder Komplikationen und/oder Alters­stufen.)
  2. Tracheo­stomien werden als Indikatoren für aufwändige IPS-Behand­lungen benutzt und un­abhän­gig von den vorliegenden Diagnosen und der übrigen Behand­lung getrennt klassifiziert.
  3. Zur Definition von Neu­gebo­renen wird das Alter in Tagen als Klassi­fi­kations­merkmal verwendet.
  4. Der Gruppie­rungs­prozess verwendet zur Klassi­fi­zie­rung der Akut­behandlung von Neu­gebo­renen zusätzlich das Geburts­gewicht.
  5. Bestimmte Behand­lungen werden vorab ausgesondert und speziellen Gruppen zugewiesen. Dies betrifft insbesondere:
    • Polytrauma-Patienten.
    • HIV-Patienten.
    • Transplantationen.

39

   

Keine wesent­lichen Charakteristiken von DRG-Systemen sind:

  1. Mehrfach­behand­lungen werden zusätzlich gewichtet.
  2. Der Gruppie­rungs­prozess verwendet das Alter zur Bestimmung des Schwere­grades der Behand­lung zur Abgrenzung von:
    • Jugendlichen / Erwachsenen
    • Nicht-Rentnern / Rentnern
    • Rentnern / Patienten mit hohem Alter
  3. Austrittart («gestorben», «gegen ärztlichen Rat», Verlegung) als Klassi­fi­kations­merkmal.
  4. Verlegungen werden auf der Ebene der Patientenklassifikation gesondert behandelt.

40

|^·<×>·v|

D.6

 

Tabellarische Vergleiche zum DRG-Verwandtschaftsgrad

41

-

 

Die Resultate des Vergleichs bezüglich des DRG-Verwandt­schafts­grades wurden wie folgt dargestellt:

42

 

Tafel 7:
Legende DRG-Verwandt­schafts­grad

Zeichen Erklärung
V Merkmal vorhanden
+++ Merkmal meist vorhanden
++ Merkmal häufig vorhanden
± Merkmal teil­weise vorhanden
. Merkmal vereinzelt vorhanden
Merkmal nicht vorhanden

43

Tafel 8:
Vergleich der wesentlichsten DRG-Merkmale

44

  HCFA-DRG 17.0 Nord­DRG 2000 RDRG 13/17 IAP-DRG APR-DRG 12.0 AP-DRG 12.0 GHM 5 AR-DRG 4.1 LDF 2000
Behand­lungs­fall­gruppen nach Kosten­intensität V V V V V V V V V
MDS-basiert V V V V V V V V V
Automatisierte Gruppierung V V V V V V V V V
Haupt­diagnose als Klassifikationskriterium +++ +++ +++ +++ +++ +++ +++ +++ V
Wichtigste Prozedur als Klassifikationskriterium V V V V V V V V V
Multi­morbidität –> Schwere­grad ± ± V V V ± ± ± .
1 Gesamt­kosten­gewicht pro Fall V V V V V V V V V
Genau 1 Behand­lungs­fall­gruppe pro Fall V V V V V V V V
 

Tafel 9:
Vergleich von weiteren DRG-Merkmalen

45

  HCFA-DRG 17.0 Nord­DRG 2000 RDRG 13/17 IAP-DRG APR-DRG 12.0 AP-DRG 12.0 GHM 5 AR-DRG 4.1 LDF 2000
Gruppierungs­resultat ist aggregierbar zu «Adjacent DRGs» V V V V V V V
Getrennte Gruppen bei Tracheo­stomien (als Indikator für aufwändige IPS-Behand­lungen) V V V
(ohne CC-Stufen)
V ? V V V
(IPS se­pa­rat)
Alter in Tagen –> Neu­gebo­renes V V V V ? V V V V
Geburts­gewicht für Neu­gebo­rene V
(optio­nal)
V ? V V V V
Spezielle Gruppen bei Polytrauma MDC 24 MDC 24 MDC 24 MDC 25 MDC 25 MDC 25 CMD 26 Teil von MDC 21 («W») .
Spezielle Gruppen bei HIV MDC 25 MDC 25 MDC 25 MDC 24 MDC 24 MDC 24 CMD 25 Teil von MDC 18 («S») HDG 16.14 + 16.15
 

Tafel 10:
Vergleich zusätzlicher Charakteristiken

46

  HCFA-DRG 17.0 Nord­DRG 2000 RDRG 13/17 IAP-DRG APR-DRG 12.0 AP-DRG 12.0 GHM 5 AR-DRG 4.1 LDF 2000
Zusätzliche Gewich­tung bei Mehrfach­behandlungen – ? V
Getrennte Gruppen für Kinder/Jugendliche (< 18 J.) ± ±
(«Kind ja/nein» wurde als se­pa­rate Dimen­sion getestet)
(.) ± . . ± (14 J.)
Altersplit für Nicht-Rentner/Rentner ± ± (.) ± ± ±
Weitere Altersplits . ±
Austritt «gegen ärztlichen Rat» 1 × 1 × 3 × ? 1 × 6 × ?
Austritt «gestorben» 1 × 1 × 25 × (gestorben <= 2 Tage) ? 6 × 3 × 6 × ?
Berück­sichtigung von Verlegungen 1 × 1 × 1 × für frühzeitige Verlegung von Neu­gebo­renen ? 4 × 3 × 3 × 6 ×
Separate Gruppen für ambu­lante Behand­lungen V (CM 24) 10 ×
 

-

 

 

 

 

Literaturverzeichnis

 
 
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64

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