Fischer: HRG – Healthcare Resource Groups (Grossbritannien).

Z I M   «DRGs und verwandte PCS» (Version 1.24) Kapitel H.5       Feb. 2007
Letzte Änderung: 11.08.2008 (25.3.2013)


H.5
HRG
Healthcare Resource Groups
(Grossbritannien)

Wolfram Fischer

Zentrum für Informatik und wirtschaftliche Medizin
CH-9116 Wolfertswil SG (Schweiz)
http://www.fischer-zim.ch/


Kapitel H.5 aus:
Diagnosis Related Groups (DRGs) und verwandte Patientenklassifikationssysteme
Kurzbeschreibungen und Beurteilung

      
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Inhaltsverzeichnis

 

 

H.5 HRG – Healthcare Resource Groups (Grossbritannien) 1

 

H.5.1 Zweck 2

 

H.5.2 Besondere Systemmerkmale 4

 

H.5.3 Abkürzungen 6

 

H.5.4 Kurzbeschreibung 8

 

H.5.5 Verwendbare Codierungssysteme 14

 

H.5.6 Zur HRG-Entwicklungsgeschichte 16

 

H.5.6.A HRG 1: Alternative Konstruktionsprinzipien 17

 

H.5.6.B HRG 2: Konzessionen an DRG-Systeme 20

 

H.5.6.C HRG 3: Differenzierung 22

 

H.5.6.D HRG 4: Komplette Erneuerung 24

 

H.5.7 An­zahl Behand­lungs­fall­gruppen 27

 

H.5.8 Codierungsschema 29

 

H.5.9 Ausgewählte Internet-Adressen 32

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H.5

 

HRG – Healthcare Resource Groups (Grossbritannien)

1

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H.5.1

 

Zweck

2

HRG

 

Patienten­klassifi­kations­system:

  • Ursprünglich: für akut-stationäre Patienten.
  • Später (ab ca. 2006): ge­plant zur Definition aller Behand­lungen, die über das «Payments by Results»-Programm vergütet werden sollen.

3

   

 

 

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H.5.2

 

Besondere Systemmerkmale

4

HRG..

 

  • Prozeduren werden als Hauptkriterium für die Gruppenzuteilung verwendet.
  • Chirurgische Behand­lungs­fall­gruppen werden teil­weise nach Behand­lungs­inten­sität unterteilt (in vereinzelt bis zu 10 Subgruppen).
  • Im Aus­tritts­daten­satz wird das Merkmal «Aufnahmeart» (Notfall­aufnahme oder elektive Aufnahme) erhoben.
  • Die ressourcenbezogenen HRGs werden ergänzt durch problembezogene HBGs («Health Benefit Groups»).
  • «Ungebündelte HRGs» («unbundled HRGs») zur Mehrfachgruppierung.

5

   

 

 

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H.5.3

 

Abkürzungen

6

HRG

 

Abk. Bezeich­nung
HBG Health Benefit Groups
HRG Healthcare Resource Groups
NCMO National Casemix Office
PbR Payments by Results
OPCS Classification of Operative Procedures

7

   

 

 

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H.5.4

 

Kurzbeschreibung

8

1 NCMO-UK [HRG1, 1991]: 10.

HRG

Ziel: «Besser als DRG»

Nach einigen frühen DRG-Versuchen wurde das HRG-System anfangs der 90er-Jahre mit dem Ziel entwickelt, homogenere Patienten­kate­gorien als DRGs zu definieren.1

9

   

Die wichtigsten beiden Änderungen gegenüber den DRG-Konstruktionsprinzipien waren:

  • Die Verwendung der Hauptprozedur vor der Haupt­diagnose als primäres Gruppie­rungs­krite­rium.
  • Die Definition von nicht nur einer einzigen CC-Liste, welche für alle Basis-DRGs gilt, sondern von je einer CC-Liste pro Haupt­kate­gorie.

10

 

Erste Version: 1991
Grundlegende Erneuerung: 2006

Die erste HRG-Version mit 522 Patienten­kate­gorien wurde 1991 publiziert. Eine grundlegende Erneuerung erfolgte 2007 mit der Publikation von «HRG4» mit 1404 Patienten­kate­gorien. Nun wird mit drei Schwere­graden gearbeitet.

11

 

HRG-basierte Vergütung in England ab 2006

Zur Vergütung eingesetzt wurde das HRG-System ab dem Jahre 2006 in England im Rahmen des «Payments by Results»-Programmes.

12

2 Fischer [PCS, 1997]: 281–284.

 

Health Benefit Groups (HBG)

Mitte der 90er-Jahre begann man, ein übergeordnetes System namens HBG (Health Benefit Groups) zu entwickeln. Es ist ein (aus­schliess­lich) Diagnose-bezogenes System zur Abbildung des Behandlungsbedarfes. Es war verknüpft mit dem HRG-System, welches im Unterschied dazu die Behand­lungen abbildet.2 Diese Ent­wick­lung ist aber unterdessen wieder eingestellt worden.

13

   

 

 

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H.5.5

 

Verwendbare Codierungssysteme

14

HRG

Tafel 1:
Codierungssysteme im HRG-System

  HRG 4 Bezeich­nung
Diagnosen ICD-10 Internationale Klassifikation der Krankheiten, 10. Revision
Prozeduren OPCS-4 Classification of Operative Procedures

15

   

 

 

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H.5.6

 

Zur HRG-Entwicklungsgeschichte

16

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H.5.6.A
 
HRG 1: Alternative Konstruktionsprinzipien

17

3 Vgl. Sutch [HRG-Eval, 2006]: 9–11.

HRG

HRG Version 1 (1991)

Für die im Jahr 1991 publizierte HRG-Version 1 setzte man sich zum Ziel, ein System zu erarbeiten, das bezüglich der Kosten («resource use») homogener als das DRG-System werden sollte. Es wurden 522 HRGs definiert. Das System zeichnete sich durch folgende Eigenschaften aus:3

  • Als erstes Gruppierungskriterium wurde bei chirurgischen Fällen die erste Prozedur verwendet, sonst die Hauptdiagnose. (Bei den DRG-Systemen war es immer die Hauptdiagnose; beim IRDRG-System hat man – viel später – auch zur Prozedur gewechselt.)
  • Die Hauptkategorien («chapters») basierten auf Fachabteilungen. (Die MDCs in DRG-Systemen basieren primär auf Körpersystemen.)
  • Es gab pro Hauptkategorie je eine CC-Liste. (Bei den einfacheren DRG-Systemen gibt es nur eine einzige CC-Liste. Sie gilt für alle DRGs.)
  • Alterssplits wurden nur in einer einzigen Hauptkategorie verwendet (in der «Urologie», für Patienten, die älter als 70 Jahre waren).

18

   

Das System wurde in den Jahren 1992 bis 1994 bei Verhandlungen benutzt, aber nicht direkt zur Vergütung eingesetzt.

19

   

 

 

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H.5.6.B
 
HRG 2: Konzessionen an DRG-Systeme

20

4 Vgl. Sutch [HRG-Eval, 2006]: 12 f; Fischer [PCS, 1997]: 275 ff.

HRG

HRG Version 2 (1994)

Im Jahr 1994 wurde die HRG-Version 2 publiziert. Sie umfasste 528 HRGs. Wichtige Änderungen bzw. Neuerungen waren:4

  • Die Hauptkategorien basieren auf Körpersystemen (wie in den DRG-Systemen).
  • Es wurden kombinierte CC- und Alterssplits eingeführt.
  • Es wurde eine Prozedurenhierarchie mit fünf Stufen definiert.

21

   

 

 

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H.5.6.C
 
HRG 3: Differenzierung

22

5 Vgl. Sutch [HRG-Eval, 2006]: 13 f.

HRG

HRG Version 3 (1997)

Im Jahr 1997 wurde die HRG-Version 3 mit 572 HRGs publiziert. Es gab drei Revisionen: 3.1, 3.2 und 3.5. (Revision 3.5 umfasste 609 HRGs.) Wichtige Änderungen bzw. Neuerungen waren:5

  • Es wurde eine «Liste von komplexen Diagnosen alter Patienten» definiert. In 14 der 19 Hauptkategorien wurde eine zusätzliche HRG für betagte Patienten mit komplexer Diagnosesituation («complex elderly») definiert. Dieser Patientenkategorie wurden Patienten ohne chirurgische Eingriffe, mit über 70 Jahren und mit mindestens zwei Diagnosen aus der «Liste der komplexen Diagnosen alter Patienten» zugeordnet.
  • Die Skala der Prozedurenhierarchie wurde von fünf auf acht Stufen erweitert.
  • Von den kleinen Operationen ist nur noch eine beschränkte Zahl gruppierungsrelevant.

23

   

 

 

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H.5.6.D
 
HRG 4: Komplette Erneuerung

24

6 Vgl. The Casemix Service [HRG4/Design, 2007]; The Casemix Service [HRG4, 2006].

7 Ein Beispiel zur Unabhängigkeit von der Aufenthaltsart ist die Endoskopie, die immer den gleichen HRG-Code erhält, unabhängig davon, ob sie ambulant, in der Überwachungsstation, als Tagesfall oder als stationäre Behandlung durchgeführt wird.

8 Bisher wurde pro behandelnde Fachstelle je eine HRG ermittelt («finished consultants episode»).

9 Zum Beispiel gibt es zur Hauptkategorie J «Haut, Brust und Verbrennungen» die Unterkategorien:
• JA «Prozeduren und Krankheiten der Brust».
• JB «Prozeduren und Krankheiten bei Verbrennungen».
• JC «Eingriffe an der Haut».
• JD «Krankheiten der Haut».

10 Es gibt z. B. eine neue Hauptkategorie für «bildgebende Verfahren und interventionelle Radiologie», eine neue Hauptkategorie für «Polytrauma, Notfallmedizin, Rehabilitation», eine neue Unterkategorie für teure Medikamente.

11 Bei der Neuordnung wurden z. B. die Behandlung der Neugeborenen von Hauptkategorie N «Gynäkologie» in die Hauptkategorie P «Krankheiten im Kindesalter und Neugeborene» verschoben.

HRG

HRG Version 4 (2006)

Im Jahr 2006 wurde das neue System «HRG4» publiziert. Die Anzahl der HRGs stieg sprunghaft auf 1404 Gruppen. Vorerst wird es noch parallel zur HRG-Version 3.5 benutzt. Wichtige Änderungen bzw. Neuerungen waren:6

  • Chirurgische HRGs gelten unabhängig von der Aufenthaltsart (stationär, teilstationär und ambulant) («setting independence»).7
  • Die HRGs umfassen den ganzen Fall von Eintritt bis Austritt («spell based»). Nebst dieser neu zu ermittelnden Fall-HRG können zusätzlich weiterhin die bisherigen «Fachstellen-HRGs»8 berechnet und verhandelt werden.
  • Für gewisse Aktivitäten und Kostenbestandteile wurden 160 «entbündelte» HRGs geschaffen («unbundling»). Diese können einem Behandlungsfall zusätzlich zu den gewöhnlichen HRGs zugewiesen werden. Sie umfassen: Dialyse, Chemotherapie, Radiotherapie, interventionelle Radiologie, bildgebende Verfahren, Rehabilitation (tagesbezogene HRGs!), Palliativmedizin, Intensivpflege Erwachsene / Kinder / Neugeborene, teure Medikamente.
  • Das CC-System wurde komplett überarbeitet. Die «Liste von komplexen Diagnosen alter Patienten» wurde abgeschafft. Es wird nun mit drei Schweregraden («keine Komplikation», «mittlere Komplikation», «grössere Komplikation») gearbeitet. Jede Unterkategorie (vgl. unten) hat eine eigene CC-Liste.
  • Der Gruppierungsalgorithmus kategorisiert zuerst Polytrauma-Pati­en­ten und erst anschliessend die Prozeduren gemäss der Prozedurenhierarchie.
  • Es wurde ein System von benannten Unterkategorien zu den Hauptkategorien geschaffen.9
  • Es wurden einige neue Haupt- und Unterkategorien geschaffen.10 (Insgesamt gibt es nun 23 Hauptkategorien [vorher: 19].)
  • Die Inhalte von Haupt- und Unterkategorien wurden z. T. neu geordnet.11
  • Die HRG-Codes sind nun fünfstellig (bisher dreistellig). Die Basis-HRGs sind nun codiert und benennbar.
  • Als abhängige Variable wurden bei der Konstruktion so weit möglich die Kosten (und nicht mehr die Verweildauern) verwendet.
  • Die Prozedurenklassifikation OPCS wurde mit 2000 zusätzlichen Einträgen ergänzt (d. h. um ca. 25 % aufgestockt). Sie enthält nun auch Codes für nicht-chirurgische Interventionen.

25

 

«Payments by Results» (PbR) in England

Das HRG4-System soll ab April 2009 in England als Basis für die Vergütung verwendet werden.

26

   

 

 

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H.5.7

 

An­zahl Behand­lungs­fall­gruppen

27

Tafel 2:
An­zahl HRGs

  1991 1994 1997 2003 2007
Version v1 v2 v3.1 v3.5 HRG4
An­zahl Behand­lungs­fall­gruppen 522 528 572 609 1404
An­zahl Basis­fall­gruppen     (452)   867
An­zahl «entbündelter» Behand­lungs­fall­gruppen         160

28

   

 

 

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H.5.8

 

Codierungsschema

29

HRG

HRG 1 bis 3: Drei Stellen

In den Versionen 1 bis 3 bestand die HRG-Nummer aus einem Buchstaben für die Haupt­kate­gorie und einer zweistelligen fortlaufenden Zahl für die HRG innerhalb der Haupt­kate­gorie.

30

 

HRG4: Fünf Stellen

Ab der Version 4 wurden fünf Stellen benutzt: Zwei Zeichen für Haupt- und Unterkategorie, zwei Zeichen für Laufnummer innerhalb der Haupt­kate­gorie und ein Zeichen für den Split. Somit sind Basis-HRGs codiert und benennbar.

31

   

 

 

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H.5.9

 

Ausgewählte Internet-Adressen

32

Tafel 3:
Internetadressen zum HRG-System

33

Bereich Abkürzung Bezeich­nung Internetadresse
Ent­wick­lung und Wartung HRG Healthcare Resource Groups http:// www.hscic.gov.uk / hrg /
  HRG4 Healthcare Resource Groups 4 http:// www.hscic.gov.uk / hrg4 /
  PbR Payments by Results http:// www.fischer-zim.ch / :// www.gov.uk / government / publications / payment-by-results-pbr-operational-guidance-and-tariffs
Daten   HRG-Kosten http:// www.dh.gov.uk / en / Publicationsandstatistics / Publications / PublicationsPolicyAndGuidance / DH _ 062884
    Hospitals and NHS Performance http:// www.dh.gov.uk / en / Publicationsandstatistics / Statistics / StatisticalWorkAreas / Statisticalhealthcare / DH _ 4086492
    Hospital Episode Statistics http:// www.hesonline.nhs.uk /
Online-Grouper   On-line HRG 3.5 Explorer http:// www.ic.nhs.uk / our-services / classification-and-standards / casemix / hrgv35 / hrgv35-toolkit / grouper / on-line-hrg-v35-explorer
 

HRG

 

 

 

 

Literaturverzeichnis

 
 
Fischer
PCS
1997
Fischer W. Patienten­klassifi­kations­systeme zur Bildung von Behand­lungs­fall­gruppen im stationären Bereich. Prinzipien und Beispiele. Bern und Wolfertswil (ZIM) 1997: 514 S. Auszüge: http:// www.fischer-zim.ch / studien / PCS-Buch-9701-Info.htm.

34

 
NCMO-UK
HRG1
1991
National Casemix Office. HRG - Health Resource Groups. Definitions Manual: Introduction. Winchester (Crown) 1991: 126 S.

35

 
Sutch
HRG-Eval
2006
Sutch S. Evaluating and Refining the UK Healthcare Resource Groups. Thesis, Sydney 2006: 316 S.

36

 
The Casemix Service
HRG4
2006
The Casemix Service. Introduction to HRG4. (NHS Information Centre) 2006: 32 S. Internet (obsolet): http:// www.ic.nhs.uk / casemix / sub000 / preview / draft / sub0 / Introduction _ HRG4.doc / file.

37

 
The Casemix Service
HRG4/Design
2007
The Casemix Service. HRG4 Design Concepts. (NHS Information Centre) 2007: 38 S. Internet: http:// www.ic.nhs.uk / webfiles / Services / casemix / Prep%20 HRG4 / HRG4%20 design%20 concepts%20 a.pdf.

38

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CH-9116 Wolfertswil (SG), Steigstrasse 12, Schweiz
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Fundstelle = http://www.fischer-zim.ch/text-pcssa/t-ga-H5-System-HRG-0003.htm
( Letztmals generiert: 28.06.2013 )