Fischer: Auswirkungen der Einführung von DRG-Pauschalen in den USA.
Zusammenfassung einiger Beobachtungen
von Rosanna Coffey und Daniel Z. Louis.

Z I M - Notiz DRG       Feb. 2001


Auswirkungen der Einführung
von DRG-Pauschalen in den USA

(Zusammengefasst von Wolfram Fischer)

Zentrum für Informatik und wirtschaftliche Medizin
CH-9116 Wolfertswil SG (Schweiz)
http://www.fischer-zim.ch/


Zusammenfassung einiger Beobachtungen
von Rosanna Coffey und Daniel Z. Louis

      
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1 Arnold et al. [KH-Report, 2000]: 33–47.

2 Coffey/Louis [DRGs in USA, 2000]: 38 ff.

3 Coffey [DRGs in USA, 1999], im Internet archiviert unter: http:// www.casemix.org / pubbl / pdf / 1_1_1.pdf.

 

Im Krankenhaus-Report 20001 zählten Coffey und Louis von MedStat u. a. auf, welche Auswirkungen die Einführung von DRG-Pauschalen durch die staatliche Seniorenversicherung Medicare in den USA hatte.2 Ihr Text basiert auf einer Präsentation von Coffey an der PCS/E-Konferenz von 1996 in Florenz, welcher auch im Internet veröffentlicht wurde.3 Es folgt hier eine Zusammen­fassung ihrer Beobachtungen:

1

4 Vor 1983 wurde vielerorts nur 1 Diagnose pro Behand­lungs­fall erhoben. Die korrektere Codierung führte in den ersten 2 Jahren nach der Einführung der DRG-Pauschalen zu einer Erhöhung des Casemix-Indexes von 4–6 %, die nur zur Hälfte durch den tatsächlichen Anstieg der Fallschwere bedingt war.

Codierung

  • Die Diagnose- und Prozeduren-Codierung wurde verbessert.4

2

5 1993, 10 Jahre nach der Einführung der DRG-Pauschalen durch Medicare, hatten die Hälfte der ameri­ka­nischen Kranken­häuser ihre klinischen und administrativen EDV-Systeme integriert.

EDV-System

  • Die klinischen und administrativen EDV-Systeme wurden integriert.5

3

6 Unter anderem wurden Ankreuzformulare abgeschafft und schriftliche Aufträge verlangt, um eher sicherstellen zu können, dass nur noch die wirklich nötigen Untersuchungen verlangt wurden. Ausserdem wurden Statistiken mit Zahlen über die angeforderten Untersuchungen pro DRG unter den Ärzten verteilt.

Innerbetriebliche Kosteneinsparungen

  • Als Beispiel für Massnahmen zur Kostensenkung werden Personalreduktionen und Automatisierung in Labors genannt, die zusammen mit organisatorischen Änderungen bei der Auftragsabwicklung eingeführt wurden.6

4

Stellenpläne und Verträge

  • Stellenpläne wurden überarbeitet. Es wurde vermehrt Personal auf Abruf unter Vertrag genommen.

5

7 In dieser Liste ist im Originaltext auch der Pflegedienst aufgeführt. Eine Nachfrage bei Rosanna Coffey ergab allerdings, dass nicht der Pflegedienst ausgelagert wurde, sondern dass sich dieses Wort hier auf den voran­gegan­gen Punkt bezog, nämlich auf die Abrufverträge.

Profit-Center-Bildung

  • Gewisse Abteilungen wurden organisatorisch vom Krankenhaus getrennt, z. B. Notfall-Ambulanz, Labormedizin, Wäscherei.7

6

Gemeinsame Institutionen

  • Externe Institutionen wurden vermehrt gemein­sam von mehre­ren Kranken­häuser genutzt, z. B. Radiologie, Laboratorien, Wäscherei.

7

Kooperationen

  • Kranken­häuser schlossen sich vermehrt Krankenhausorganisationen und Krankenhausketten an.

8

Ambulante Leistungen

  • Es wurden vermehrt ambu­lante Leistungen angeboten, da es in diesem Bereich noch keine pauscha­lie­rende Vergütungsmodelle gab.

9

Politik

  • Durch Lobbyarbeit im Kongress konnten Entgeltverbesserungen erreicht werden.

10

Grossgeräte

  • Es wurden trotz DRG-Pauschalen weiterhin viele Grossgeräte angeschafft (u. a. Computertomographen und Kernspintomographen).

11

8 Untersuchte Variablen waren:

  • Sterblichkeit nach 30 Tagen oder nach einem Jahr;
  • Wiederaufnahmen innerhalb verschiedener Zeiträume;
  • Verlegungen in andere Institutionen;
  • Veränderungen der Notfall­aufnahme­quoten.
Zitiert werden Coulam/Gaumer [PPS, 1991].

9 Zitiert werden Kosecoff et al. [PPS, 1990] und Rogers et al. [Quality, 1990].

Behandlungsqualität

  • Es konnten keine signifikanten oder höchstens schwache negativen Effekte auf die Qualität der Krankenhausbehandlung festgestellt werden,8 mit Ausnahme einer über alle DRGs hinweg festzustellenden geringeren Stabilität bei der Entlassung.9 Allerdings seien die verwendeten Methoden zur Qualitätsmessung relativ grob gewesen.

12

10 In Amerika gibt es haupt­sächlich Beleg­ärzte. Mit DRG-Pauschalen der Medicare werden nur Kranken­haus­lei­stun­gen vergütet. Die Leistungen der Beleg­ärzte sind darin nicht eingeschlossen.

Einweisungsverhalten der Ärzte

  • Die Ärzte10 wiesen weniger ihrer Patienten ins Krankenhaus ein, und die eingewiesenen Patienten waren ernsthafter krank. Dadurch stieg die durch­schnitt­liche Fallschwere (der Casemix-Index) der stationären Behand­lungen. – Diese Veränderung der Einweisungspraxis der Beleg­ärzte sei nicht leicht erklärbar, denn das Einkommen der Ärzte war ja von der Einführung der DRG-Pauschalen nicht direkt betroffen. Auslöser könnte u. a. die Einführung von Inanspruchnahmeüberprüfungen gewesen sein, was bereits eine Veränderung des Einweisungsverhaltens zur Folge hatte. (Diese Überprüfungen wurden schon vor der Einführung von DRG-Pauschalen durch die Kranken­häuser vorgenommen, um sich gegen drohende Zahlungsverweigerungen seitens der Versicherer abzusichern.)

13

Verweildauer

  • Die durch­schnitt­liche Verweildauer verkürzte sich bis 1996 auf 5.1 Tage. Dies wird aber haupt­sächlich auf die immer umfassendere Verbreitung von Managed Care zurückgeführt.

14

11 Von 1990 bis 1995 stieg die An­zahl Medicare-Versicherter, welche die häusliche Krankenpflege in Anspruch nahmen, von 1.9 auf 3.9 Millionen Patienten. Die durch­schnitt­liche An­zahl Hausbesuche pro Patient stieg von 34 auf 69. Die Zahl der Hauskrankenpflege-Unternehmungen stieg von knapp 6'000 auf gut 9'000.

Häusliche Krankenpflege

  • Die Inanspruchnahme der häusliche Krankenpflege stieg stark an. Es gab jährliche Wachstumraten von 20–25 %.11 In der zweiten Hälfte der 90er-Jahre verlangsamte sich dieses Wachstum, u. a. da die HCFA, welche die Medicare-Ver­siche­rung administriert, die häusliche Krankenpflege stärker zu beaufsichtigen begann.

15

12 Vorher: zweistellige Zuwachsraten, seit 1985 «nur» noch einstellige Zuwachsraten.

Kosten pro Patient

  • Der Anstieg der Kranken­haus­kosten pro Medicare-Patient hat sich in den ersten 15 Jahren seit der Einführung der DRG-Pauschalen verlangsamt.12

16

Gesamtausgaben

  • Die Gesamtausgaben im Gesund­heits­wesen sind weiterhin angestiegen (von 9 % des Bruttoinlandproduktes im Jahre 1980 auf beinahe 14 % im Jahre 1999). Die Wachstumsrate der Gesamtausgaben im Gesund­heits­wesen ist jedoch zu Beginn der 90er-Jahre etwas zurückgegangen. Dies wird aber eher auf Managed-Care-Aktivitäten als auf die Einführung von DRG-Pauschalen bei Medicare zurückgeführt.

17

13 Vorher: 75–80 %; 1996: 61 % und in manchen Bereichen deutlich weniger.

Bettenauslastung

  • Die Bettenauslastung ist zurückgegangen.13

18

Prospektive Vergütungen in anderen Bereichen

  • Es sind prospektive Vergütungsformen vorgesehen für professionelle Pflegeinstitute (1998), häusliche Krankenpflege (1997/2000), Pflegeheime (?), ambu­lante Leistungen in Kranken­häusern (2000), stationäre Rehabilitation (2001).

19

 

 

 

 

Literaturverzeichnis

 
Arnold et al.
KH-Report
2000
Arnold M, Litsch M, Schellschmidt H [Hrsg.]. Krankenhaus-Report 2000. Schwerpunkt: Vergütungsreform mit DRGs. Stuttgart New York (Schattauer) 2000: 502 S. Info unter: http:// wido.de / khr_2000.html.

20

Coffey
DRGs in USA
1999
Coffey RM. Casemix Information in the United States. Fifteen Years of Manage­ment and Clinical Experience. In: Casemix Quarterly 1999(1)1: 7–16. Internet: http:// www.casemix.org / pubbl / pdf / 1_1_1.pdf.

21

Coffey/Louis
DRGs in USA
2000
Coffey RM, Louis DZ. Fünfzehn Jahre DRG-basierte Krankenhausvergütung in den USA. (Übersetzter und überarbeiteter Vortrag für die PCS/E-Konferenz in Florenz 1996; vgl.: Coffey [DRGs in USA, 1999]). In: Arnold et al. [KH-Report, 2000] 2000: 33–47.

22

Coulam/Gaumer
PPS
1991
Coulam RF, Gaumer GL. Medicare's Prospective Payment System. A Critical Appraisal. In: Health Care Financing Review 1991/, Annual Supplement: 45–77.

23

Kosecoff et al.
PPS
1990
Kosecoff J, Kahn KL, Rogers WH et al. Prospective Payment System and Impairment at Discharge. In: Journal of th American Medical Association 1990(64)15: 1980–1983.

24

Rogers et al.
Quality
1990
Rogers WH, Draper D, Kan KL et al. Quality of Care Before and After Implementation of th DRG-Based Prospective Payment System. In: Journal of th American Medical Association 1990(64)15: 1989–1994.

25

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